elektro AUTOMATION: Herr Dr. Lang, mit Ihnen hat ein erfahrener Maschinenbauer und Fabrikautomatisierer die Funktion des CEO übernommen. Rücken damit Automatisierung und Digitalisierung bei Wago Kontakttechnik weiter in den Fokus?
Dr. Heiner Lang (Wago): Bei Wago bietet der Geschäftsbereich Automatisierung das höchste Wachstumspotenzial. Wir sind in diesem Geschäftsbereich in den letzten Jahren deutlich gewachsen, in manchen Jahren zweistellig. Das ist für uns ein positives Signal. Viele unserer Kunden müssen ihre Produktion von manuellen auf automatisierte Prozesse umstellen. Damit wird die Automatisierung zu einem stetigen Wachstumsmarkt. Unsere Ambition ist es, weiter zu wachsen. Damit rückt der Geschäftsbereich selbstverständlich weiter in den Fokus. Das gilt vor allem für die IoT-Aktivitäten. Hier folgen in der Praxis den noch immer theoretisch geführten Diskussionen erste Use Cases. Unsere Kunden verstehen, was sie mit ihren Daten in Kombination mit der IT erreichen können. Dabei zeigt sich auch, dass die typische Produktions- mit der Informationstechnologie verschmelzen. Wir sind außerdem stark in der Gebäudeautomation und dem Energiemanagement. Auch diese Märkte wachsen stetig. Hier geht es darum, Daten zu erfassen und zu visualisieren, um eine höhere Nachhaltigkeit in den Gebäuden zu erreichen. Ziel ist, Komfort, Ökonomie und Ökologie zu optimieren, hier möchten wir die Zukunft mitgestalten.
Docker-Technik als Teil der Digitalisierungsstrategie
elektro AUTOMATION: Ihr Ziel ist es, das Wachstum im Sinne der Unternehmensstrategie solide fortzusetzen, gleichzeitig aber auch neue Impulse bei der Automatisierung und Digitalisierung zu setzen. Wo sehen Sie diese Impulse?
Dr. Lang: Die vielen proprietären Systeme, über die Jahre monolithisch gewachsen, stoßen an ihre Grenzen. Ein Automatisierungs-Anbieter kann gar nicht alle Lösungen in seinem Baukasten vorhalten. Doch die Kunden erwarten ganzheitliche Systeme und benötigen auch Komponenten von Zweit- oder Drittanbietern. Das macht die Automatisierungsprojekte oft aufwendig. Wir haben früh auf Linux gesetzt. Unser Ziel ist es nun, mit Hilfe der Docker-Technik nicht nur eigene Applikationen zu realisieren, sondern auch von Partnern und Kunden entwickelte Lösungen zu implementieren. Im Rahmen verschiedener Software-Development-Projekte bieten wir Unternehmen unsere Hardware an, für die sie auf der Basis von Linux eigene Funktionsbausteine programmieren können. Die Docker-Technik ist so Teil einer Digitalisierungsstrategie, die nur gelingen kann, wenn alle dieses Ökosystem unterstützen. Da sehen wir einen deutlichen Trend und mit unseren Controllern haben wir die Möglichkeit geschaffen, Bausteine für ein offenes Ökosystem zu entwickeln, Lösungen unabhängig von Herstellern.
elektro AUTOMATION: Open and Easy lautet ein Claim des Unternehmens in der Automatisierung. Können Sie uns den Ansatz des Unternehmens bezüglich Offenheit erläutern?
Dr. Lang: Wir haben unsere Technologie so aufgebaut, dass wir mit unseren Controllern ein flexibles Konzept bieten, eine Art ‚Schweizer Taschenmesser‘. Wir möchten die Kunden in die Lage versetzen zu entscheiden, welches Werkzeug für sie gerade wichtig ist. Wir versuchen, Funktionalitäten so aufzubauen, dass sie in vielen Projekten genutzt werden können; so soll ein Marktplatz von Möglichkeiten entstehen. Linux ist dafür wie geschaffen, es bietet Flexibilität und Entscheidungsfreiheit. Der Anwender hat den Zugriff auf eine maximale Lösungsvielfalt auf der Basis von Open Source. Selbstverständlich unterstützen wir weiterhin die SPS-Programmierung auf der Basis von EN IEC 61131, gleichzeitig können unsere Controller aber mit Java, C++ oder Python programmiert werden. Mit Docker erschließen wir Technologien wie die grafische Programmierung.
OPC UA TSN wird eine Multi-Technologie-Landschaft ermöglichen
elektro AUTOMATION: Offenheit bedeutet auch, viele Feldbusse und Protokolle unterstützen zu müssen. Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung bei OPC UA over TSN, geht es dort voran?
Dr. Lang: Als Gründungsmitglied der sogenannten Shaper Group bin ich seit langem bei diesem Thema engagiert. Der Einstieg in OPC UA TSN war keine einfache Geburt und die Arbeit daran wird weiterhin eine Herausforderung bleiben. Jeder hat erkannt, dass sich TSN etablieren wird. Es bietet zahlreiche Vorteile und ist auf der Hardware-Ebene sehr gut beschrieben. Und wir erkennen an vielen Pilotprojekten, welche Möglichkeiten es bietet. Aber im Bereich der Software sind noch wesentliche Aufgaben zu lösen. Zumal es sehr viele Partikularinteressen bei den Herstellern sowie individuelle Lösungswünsche bei den Anwendern gibt. Die große installierte Basis in der Welt der Automatisierung gilt es dabei mitzunehmen. Möchten wir in Zukunft auf einen gemeinsamen Standard OPC UA TSN aufsetzen, sind auch standardisierte Tools erforderlich, so bilden Profile und ihre Semantik weiterhin bedeutende Diskussionspunkte. Aus meiner Sicht wird es keine schnelle Lösung geben, aber es wird Lösungen geben. Entscheidend ist der Druck aus dem Markt und der Kunde ist hier der Taktgeber. OPC UA TSN wird eine Multi-Technologie- sowie eine Multi-Anbieter-Landschaft ermöglichen. Wir als Wago treten hier die Flucht nach vorne an ganz im positiven Sinne, auch weil wir davon überzeugt sind, dass dieses offene Ökosystem kommen wird.
elektro AUTOMATION: Weiteres Element im Claim Open and Easy ist die Reduzierung der Komplexität bei Automatisierungsprojekten. Viele Fachleute sehen aber eine wachsende Komplexität durch Linux. Wie lässt sich die Komplexität zukünftiger Automatisierungsprojekte in den Griff bekommen?
Dr. Lang: Meine Beobachtung ist jedoch, dass die Komplexität nicht zunimmt. Es handelt sich einfach um eine andere Herangehensweise, um eine alternative Art der Programmierung. Ich kann die Argumentation durchaus nachvollziehen, ich selbst komme aus einer Generation, die die SPS-Programmierung auf Basis von Codesys und IEC 61131 verinnerlicht hat. Wer in dieser Welt groß geworden ist, nutzt bekannte und effiziente Tools. Für diejenigen jedoch, die den Schritt in die neue Welt wagen und sich mit den vielfältigen Optionen beschäftigen, denen möchten wir ein Angebot unterbreiten. Wir beobachten auch, dass die Welt der Hochsprachenprogrammierung für die Entwickler, die darin groß geworden sind, eben keine höhere Komplexität darstellt. Diese Ingenieure arbeiten aus dem Stand heraus mit Python, Java oder C++. Sie haben eine andere Erwartungshaltung und möchten objektorientiert programmieren, mit möglichst einfachen Mitteln und grafischer Unterstützung. Sie möchten Programme erstellen, die im Controller kompiliert werden. Und wir tun gut daran, diese Erwartungshaltung zu adressieren. Wir erleben das als einen Wandel der Ideen, aber diese neue Welt ist nicht komplexer.
elektro AUTOMATION: Wago verfolgt die Vision, das Rückgrat einer intelligent vernetzten Welt zu sein. Dabei werden sowohl Veränderungen im Kundenverhalten als auch neue Technologien als Haupttreiber der Digitalisierung betrachtet. Welche Bedeutung messen Sie in diesem Zusammenhang dem Cloud- und Edge-Computing zu?
Dr. Lang: Cloud- und Edge-Computing spielen zukünftig eine ganz zentrale Rolle. Während in der etablierten Automatisierung Steuerungen und Antriebe maschinenah und zuverlässig ihren Dienst verrichten, sind sie monolithisch nach außen nur mit einem Strom- und einem Datenkabel verbunden. Doch diese Welt wird sich ändern. Egal ob in der Gebäudetechnik, in der Automatisierung, im Energiemanagement oder in der Prozesstechnik, überall erkennen wir, dass sich die zentralistischen Ansätze hin zu dezentralen Systemen entwickeln. Die Zukunft gehört einer dezentralen Architektur, bei der auch die gesamte Rechenlogik zunehmend dezentral organisiert ist. Daten aus vielen Standorten müssen zentral erfasst und nach definierten Regeln auch wieder auf die einzelnen Standorte heruntergeladen werden. Solche Architekturen und ihre Logik können nur mittels Edge- und Cloud-Computing umgesetzt werden. Es empfiehlt sich also, sich von den monolithischen Lösungen zu verabschieden und die Projekte zunehmend in Cloudlösungen zu integrieren. Deswegen sind Edge und Cloud elementare Bestandteile der Aktivitäten bei Wago. Wir haben schon sehr früh die Wago-Cloud als einen Ankerpunkt betrachtet, weil wir davon überzeugt sind, dass sich die Automatisierung in Richtung dezentraler Intelligenz entwickelt.
elektro AUTOMATION: Können Sie uns ein Beispiel für diesen Ansatz nennen?
Dr. Lang: Wir arbeiten an einem Projekt gemeinsam mit dem Betreiber eines Fitness-Centers, der trotz Corona-Pandemie weltweit viele Filialen öffnet. Dort werden Beleuchtung, Temperaturen und Luftfeuchtigkeit erfasst und gezielt gesteuert, um so definierte Wohlfühl-Szenarien zu realisieren. Der Betreiber kontrolliert daneben die Wasserqualität und alle Verbräuche. Weil der Kunde die Erfassung der Daten nicht dem Personal vor Ort überlassen möchte, zieht er die Informationen in der Cloud zusammen und hat sie in seiner Zentrale direkt auf dem Schirm. Genau darin sehen wir einen Nutzen von Edge- und Cloud-Computing. Der Kunde bekommt in Echtzeit einen Überblick über den Betriebszustand seiner Niederlassungen und kann Veränderungen aber auch Gefahren erkennen und seine Niederlassungen unter ökonomischen Gesichtspunkten betreiben. Solche Konzepte sind auch in Hotels oder auf Kreuzfahrtschiffen denkbar. Über ein persönliches Profil ist es jeder Person möglich, individuelle Raum- und Klimaparameter einzustellen. Dieses Profil könnte dann in einer App hinterlegt und überall verfügbar sein.
Darüber hinaus denken wir über unsere typische Komponenten- und Produkt-Ebene hinaus in Richtung Systeme und Lösungen. Der Kunde der klassischen Gebäudeautomation beispielsweise denkt an die Gebäudenutzung. Er möchte nicht einzelne Komponenten erwerben, sondern erwartet Lösungen. Das reicht von der Konzeption der Gebäude-Automatisierung bis zur Integration der Software einschließlich möglicher Service-Konzepte. Auch dazu brauchen wir bei Wago eine Heimat, eine Abteilung oder eine Business Unit. Wir werden diese Aktivitäten auf stabilere, unternehmerische Füße stellen.
Mit den Daten der IT-Welt völlig transparent arbeiten
elektro AUTOMATION: Mit Analytics unterstützt Wago seine Kunden bei der Analyse seiner Produktions- und Maschinendaten. Damit gehen Sie deutlich über die Funktionalität der Connectivity und der Datenerfassung hinaus und steigen in die KI ein. Wo ziehen Sie für Ihr Unternehmen zukünftig die Grenze zwischen OT und IT?
Dr. Lang: Die Grenze zwischen OT und IT verschwimmt zunehmend und wir ziehen da keine Grenze. Wir sammeln viele Erfahrungen im eigenen Unternehmen mit den typischen Anlagen in der Produktion. Diese Anlagen sind heute vollständig vernetzt mit unseren IT-Systemen, nicht nur mit dem klassischen SAP sondern auch mit Predictive-Maintenance- und Analyse-Tools. Wir ermitteln die Wirtschaftlichkeit und nutzen Methoden der künstlichen Intelligenz, um Flaschenhälse zu erkennen und zu beseitigen. Wir versuchen auch, Gefahrensituationen frühzeitig zu erkennen sowie rechtzeitig Störungen ganzer Maschinen und Anlagenblöcke zu erfassen. Das gelingt nicht immer, denn auch wir sind in einer Phase des Lernens. Noch heute befindet sich die Trainee-Ebene sichtbar auf dem Maschinen-Level, wobei versucht wird, viele Parameter in engen Regelkreisen zu optimieren. Mit den Daten der IT-Welt werden wir zukünftig völlig transparent arbeiten und die Grenzen entfallen. So wie wir im eigenen Unternehmen haben auch unsere Kunden durch Corona eine neue Form der Dynamik kennengelernt. Corona ist ein ‚Brandbeschleuniger‘ der Digitalisierung. Noch vor zwei Jahren galt es als unmöglich, dass ein Dritter Zugang zu den Daten in der Produktion erhält. Heute lassen sich nicht nur technische Probleme erkennen und lösen, sondern auch Funktions-, Software- und Sicherheits-Updates aufspielen.
elektro AUTOMATION: Wie sieht bei Wago die Weiterentwicklung des IoT Angebotes aus? Da die Mitarbeit von IT-Fachleuten an solchen Projekten gefragt ist, wie sieht es mit Partnerschaften sowie der Zusammenarbeit mit Startups aus?
Dr. Lang: Für Partnerschaften sind wir generell offen. Das wäre sonst völlig kontraproduktiv, denn wir streben ein offenes Ökosystem an, das von Partnerschaften lebt. Mit unserer flexiblen Hardware bieten wir den Partnern viele Möglichkeiten und wir entwickeln das Angebot ständig weiter, um so unseren Kunden eine größere ‚Erlebniswelt‘ zu bieten, auf der er seine Lösung aufbauen kann. Aber die Partnerschaften betreffen auch die Software. Mittels kleinerer Akquisitionen haben wir uns bewusst ein Stück von unseren hardwarelastigen Wurzeln entfernt und Softwarepartner gesucht, die entsprechende Kompetenz einbringen. In Lübeck haben wir dazu ein Unternehmen übernommen und schon vor einiger Zeit die M&M Software GmbH im Schwarzwald erworben. Das hat uns bei Wago weit nach vorne gebracht in einer Welt, in der wir bisher nicht präsent waren. Wir sehen einen klaren Weg darin, auch mit solchen strategischen Investitionen weiter zu wachsen.
elektro AUTOMATION: Da die Digitalisierung wachsende Software-Kompetenzen erfordert, haben Wettbewerb ihre Software-Töchter in die Organisation eingegliedert. Wie werden Sie bei Wago die zunehmenden Aufgaben bei der Softwareentwicklung angehen? Welche Rolle könnten Plattformen oder APP-Stores spielen?
Dr. Lang: Wir sind bisher gut damit gefahren, den Tochterunternehmen ihre Eigenständigkeit zu lassen. Größere Unternehmen zeigen bekanntlich die Tendenz, den kleineren Partnern ihre Arbeitsweise aufzuoktroyieren, was dann leider oft dazu führt, dass diese Partner weniger effizient arbeiten. Deswegen erachten wir es als sinnvoll, gesunde Unternehmen in ihrer Eigenständigkeit frei arbeiten zu lassen. Wir möchten unsere Tochterunternehmen vielmehr inhaltlich einbinden, sie auf der Inhaltsebene mit unserer Unternehmensstrategie und unseren Zielmärkten vertraut machen. Unser Ziel ist es, die Lösungen der Zukunft in diesen Unternehmen mitentwickeln zu lassen. Wie sie ihre Aufgaben umsetzen und welche Prozesse sie dazu benötigen, das festzulegen ist nicht unsere Aufgabe.
elektro AUTOMATION: Können Sie die Weiterentwicklung des IoT Angebotes ausführen?
Dr. Lang: IoT-Projekte entstehen in Zusammenarbeit bzw. in der Partnerschaft mit den Kunden. Wir kommen aus einer Welt, wo IoT als Einheit, als Idee geboren und als Fachbegriff geprägt worden ist, in der man aber noch gar nicht umfassend verstanden hat, welchen Nutzen die Automatisierung konkret daraus ziehen kann. Viele Ansätze sind bisher theoretisch diskutiert und haben sich oft als Lösung mit wenig Nutzwert erwiesen. Wir versuchen vielmehr gemeinsam mit den Kunden vor Ort zu verstehen, wo die Aufgabenstellungen liegen, wie man sie gemeinsam angehen und was wir als Wago zur Lösung beitragen können. Gemeinsam mit den Kunden entstehen so Ideen, auf die wir als Anbieter bisher nicht gekommen sind. Erst im Dialog lassen sich Standard-Bausteine definieren, auf denen dann aufgesetzt werden kann. Nur dort, wo wir selbst über ein hohes Fachwissen verfügen, werden wir die Aufgaben spezifisch lösen, beispielsweise in der Gebäudeautomation.
elektro AUTOMATION: Welche Bedeutung haben für Ihr Unternehmen Internet-Plattformen? Welche Rolle könnten APP-Stores spielen?
Dr. Lang: Mit Wago Creators als digitale Ideenschmiede haben wir erst vor kurzem eine Plattform geschaffen, die aus der Mitte unseres Unternehmens heraus entstanden ist und den Dialog mit den Kunden fördert. Für unsere ‚Fans‘ haben wir eine Community geschaffen, die als digitale Plattform eine Mischung aus Inspirationsquelle, Ideenschmiede und -realisierung bietet – von und für Tüftler aber auch für Profientwickler. Noch kommen viele Fans aus der Klemmenwelt, doch wir möchten das Angebot auf alle Geschäftsbereiche erweitern.
elektro AUTOMATION: Gilt das auch für Ideen in der Automatisierung?
Dr. Lang: Ja, absolut. Wir bereiten im Moment den Weg vor, um mit Linux auch die Docker-Technologie zu unterstützen. Dabei sprechen wir die Softwareentwickler über Communities wie GitHub an. Über Open-Source-Portale lassen sich Software-Pakete oder Module einfach in unser System hinein vermarkten. Diesen Weg werden wir gezielt weiter beschreiten. Dabei könnte durchaus eine Art Wago Creators für Software entstehen.
elektro AUTOMATION: Wago ist auch im Schaltschrank-Markt tätig. Wie werden sich der Schaltschrank und seine Fertigung in den nächsten Jahren verändern und welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?
Dr. Lang: Der Schaltschrank wird sich evolutionär weiterentwickeln, wir rechnen mit keiner radikalen, dynamischen Veränderung. Es bleibt weiterhin die Aufgabe des Steuerns und Regelns sowie der Energieversorgung der Geräte im Feld, ergänzt um zusätzliche Funktionen. Uns stellt sich beispielsweise die Frage, wie sich die Anbindung von Sensorik und Aktorik aber auch die Datenkommunikation vereinfachen lassen. Hier zeichnen sich die Änderungen ab. Die große installierte Basis beruht auf bewährten Technologien und Standards. Sollen sich neue Lösungen etablieren, so müssen sie sich durch ökonomische Vorteile auszeichnen. Einfach kostengünstiger zu fertigen, wird dabei nicht reichen.
Bei der Betrachtung des Gesamtsystems spielen selbstverständlich digitale Tools eine große Rolle. Mit ihrer Hilfe werden wir zukünftig vorgefertigte Module und ihre Funktionalitäten beschreiben. Bei Wago gehen wir deshalb davon aus, dass wir den Schaltschrank der Zukunft aus funktionsbezogenen Modulen aufbauen, die dann so verdrahtet werden, dass das Gesamtsystem seine Aufgaben erfüllt. Diese Funktionen, die wir in einem Gebäude finden oder aber in einer Maschine, werden digital beschrieben sein. Daraus leitet sich dann ein komplettes digitales Bild der Schaltschrank-Lösung ab, die gesamte Systemlogik des Schaltschranks ist in der Software beschrieben. Wer den Schaltschrank integriert und ob er manuell gefertigt wird, hängt vom Einzelfall ab. Gegebenenfalls werden wir solche Module auch hoch automatisiert im eigenen Unternehmen fertigen.
elektro AUTOMATION: Zu Ihren strategischen Schwerpunkten gehören auch die Stromversorgungen.
Dr. Lang: Den Bereich Stromversorgung haben wir in ein eigenes Unternehmen ausgegliedert. Mit der nun gegründeten Wago Electronics möchten wir unser Know-how im Bereich der Stromversorgungen weiter ausbauen. Wir sehen in eigenentwickelten Stromversorgungen ein wichtiges Wachstumsfeld und einen Grund, das Entwicklungs-Know-how zu konzentrieren. Am Standort Erwitte werden nun die Stromversorgungsexperten von Wago Electronics gemeinsam mit den Kollegen aus dem Geschäftsbereich Interface Electronics in Minden Innovationen und kundenspezifische Lösungen entwickeln. Auch dieses Unternehmen bleibt eigenständig und wird inhaltlich an die Interface Elektronik in Minden angebunden.
Details zum Thema Smart Factory:
Kontakt:
Wago Kontakttechnik GmbH & Co. KG
Hansastraße 27
32423 Minden
Tel: +49571 8870
info.de@wago.com
www.wago.com
In 80 Ländern vertreten
Wago Kontakttechnik in Minden beschäftigt rund 8.500 Mitarbeiter (4000 davon in Deutschland) weltweit. Ob in der Industrie, in der Bahn- und Energietechnik, im Bereich Marine und Offshore oder in der Gebäude- und Leuchtentechnik – die Produkte und Lösungen des Unternehmens sorgen für Sicherheit und Effizienz. Mit neun internationalen Produktions- und Vertriebsstandorten, 20 weiteren Vertriebsgesellschaften und Niederlassungen ist Wago in über 80 Ländern vertreten. Trotz der herausfordernden Pandemiesituation konnten die Mindener im vergangenen Jahr einen Umsatz von 950 Mio. Euro erzielen. Mit einer Investitionsquote von mehr als 10 % setzt Wago ein deutliches Zeichen – vor allem an den deutschen Standorten.