Trotz steigender Energiepreise werden die Möglichkeiten zum Energiesparen oft nur zögerlich genutzt. Insbesondere gilt das für den Einsatz von energieeffizienten Antrieben. Betrachtet man aber die Gesamtkosten über die Lebensdauer hinweg, stellen die Betriebskosten und dabei wiederum die Energiekosten den Löwenanteil. Maschinen- und Anlagenbauer können das vorrechnen, doch viele Anwender blicken zunächst nur auf die Investitionskosten.
Energieeffizienz werde noch lange ein Schwerpunktthema bleiben, sagte Günter Baumüller, Mitglied des Vorstands des ZVEI-Fachverbands Automation und Aufsichtsratsvorsitzender der Baumüller Nürnberg GmbH, anlässlich der Pressekonferenz des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) auf der SPS IPC Drives Ende letzten Jahres. Produkte, Lösungen und Planungsinstrumente seien zwar seit Jahren im Markt, „allerdings würde es bei der üblichen Modernisierungs- beziehungsweise Austauschrate der Industriemotoren von drei bis vier Prozent pro Jahr 25 bis 30 Jahre dauern, bis allein in Deutschland der komplette Bestand an Industrieantrieben modernisiert wäre“, so Baumüller weiter.
Da nach Angaben des ZVEI rund zwei Drittel des industriellen Stromverbrauchs auf elektromotorisch angetriebene Maschinen entfallen, bleibe ein hohes Einsparpotenzial noch lange Zeit ungenutzt – obgleich es der Politik nicht schnell genug gehe. „Das Stichwort ist hier die EU-Motorenverordnung M640/2009“, betont Günter Baumüller. Sie schraubt ab 2015 und zwei Jahre später noch einmal die Anforderungen an die Energieeffizienz von Elektromotoren nach oben. „Zudem müssen wir uns auf eine Reihe strenger, ordnungspolitischer Vorgaben für Antriebe und deren Anwendungen einstellen.“ So sollen zukünftig etwa elektrische Antriebssysteme anwendungsspezifische Energieeffizienz-Vorgaben erhalten – beispielsweise für Pumpen- und Lüftersysteme Optimierungsbetrachtungen vorgeschrieben und Verbrauchskennzahlen definiert werden.
Die elektro Automation fragte deswegen bei einer Reihe von Antriebsanbietern nach den Gründen für die Zurückhaltung der Anwender. Und wir wollten wissen, wie weit das Angebot bezüglich IE2- und IE3-Motoren reicht und was sich hinsichtlich der IE4-Antriebe tut (über den Stand der IE4-Normung berichtet Bernhard Sattler vom ZVEI auf S. 29).
Zwei Aspekte spielen erkennbar eine wichtige Rolle, wenn es um die Energieeffizienz geht: Einerseits die Betrachtung der Lebenszyklus-Kosten, andererseits die Betrachtung des gesamten Antriebsstranges unter den gegebenen Randbedingungen. Denn bei den Lebenszyklus-Kosten dominieren die Energiekosten – Energieeffizienz macht sich hier schnell bezahlt. Und nur die bewusste Auslegung des gesamten Antriebsstranges – unter Vermeidung einer Unter- oder Überdimensionierung – erschließt das vollständige Einsparpotenzial. Denn falsch ausgelegt gehen die Vorteile eines energieeffizienten Motors schnell verloren. Unterstützung bieten hier alle Antriebshersteller an. co
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