Speziell kommunale Unternehmen und Stadtwerke aber auch Industrieunternehmen sind zum nachhaltigen und umsichtigen Einsatz ihrer Mittel verpflichtet. Hohe Anfangsinvestitionen in eine Smart-Grid-Infrastruktur sind daher nicht nur aus finanzieller Sicht eine Hürde. Sie bergen auch das Risiko, sich hinsichtlich Technologie und Implementierung festzulegen und so möglicherweise langfristig an Flexibilität einzubüßen. Zudem sind die sich ständig wandelnden, immer komplexeren Anforderungen zumindest mittel- und langfristig kaum mit den vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen abzudecken. Die Personalsuche oder -entwicklung kann ebenso teuer wie zeitraubend sein. Kompromisse treiben langfristig nicht nur die Kosten in die Höhe, sie verhindern auch, dass das Potenzial der Smart Grids voll ausgeschöpft wird, beispielsweise in Form innovativer Produkte und Tarife für den Verbraucher.
Breites Spektrum variabler Service-Komponenten
As-a-Service-Modelle basieren wie die Miete oder das Leasing eines Firmenwagens auf der Vergütung tatsächlich genutzter Leistungen und Produkte. Die Preisbildung ist flexibel und umfasst sowohl Kaufmodelle als auch nutzungsabhängige Abrechnungen oder Mischformen. Damit können sie erheblich dazu beitragen, Geschäftsprozesse zu flexibilisieren und technologische Risiken und Kosten zu reduzieren. In der Software-Welt sind sie Gang und Gäbe, aber längst auch in anderen Bereichen auf dem Vormarsch – Stichwort XaaS (Anything as a Service). Dazu zählen neben den üblicherweise cloudbasierten Softwarelösungen auch der Betrieb und die Wartung von Infrastrukturkomponenten sowie die entsprechenden Beratungsleistungen. Im Umfeld der Smart Grids reicht das Spektrum von der Vor-Ort-Montage intelligenter Messsysteme bis zu Dienstleistungen im Netzbetrieb und Billing etc. Eine professionelle Datenauslesung, -aufbereitung und -analyse bildet dabei die Grundlage für weitere Geschäftsprozesse wie die Netzplanung.
Proof of concept in den USA
Smart Grid as a Service ist in Europa noch weitgehend neu; in den USA ist man schon einen Schritt weiter. So realisierte Landis+Gyr, Marktführer im Bereich Smart-Metering- und Smart-Grid-Lösungen, für die texanische Austin Energy einen Komplett-Service für das intelligente Verbrauchsmesssystem – die Advanced Metering Infrastructure/AMI – und die Smart-Grid-Umgebung. Im Zentrum der Lösung für den achtgrößten US-amerikanischen Stromversorger in öffentlicher Hand steht das Zählerdatenmanagement über das Gridstream MDMS (Meter Data Management System) in Kombination mit dem HES (Head End System). Die Kommunikation innerhalb des Smart Grids erfolgt über Sensoren im RF Mesh-Netz. Austin Energy implementierte zudem ein ADM-System (Advanced Distribution Management), das die Spannung im Verteilnetz überwacht und Komponenten wie Schalter und Transformatoren steuert. Alle Lösungskomponenten werden als Service bereitgestellt. Austin Energy ist in diesem Konzept Eigentümer der Daten und Informationen; Landis+Gyr ist verantwortlich für das Auslesen, die Übertragung und Analyse der Daten sowie für die IT-Aufgaben. Alle Daten über das Equipment, den Betrieb und die Kunden, die in dem Smart Grid von Austin Energy generiert werden, werden über sichere Kanäle zum 720 Meilen entfernten Network Operations Center in Kansas übertragen.
Erste Projekte in Europa
Landis+Gyr hat heute rund 850.000 Zähler unter Vertrag. Angesichts eines wachsenden Interesses an dynamischen und schnell skalierbaren Konzepten wurde das Service-Portfolio für Europa nun um Managed Services erweitert. Es umfasst individuell nach den im Unternehmen vorhandenen Kapazitäten konfigurierbare Dienstleistungen: von der Unterstützung des Tagesgeschäfts bis zur kompletten Übernahme des operativen Betriebs. Damit lässt sich ein Smart Grid schneller und wirtschaftlicher realisieren, da keine Anfangsinvestitionen erforderlich sind und kein Personal geschult und vorgehalten werden muss. Vorgestellt wurde das Konzept auf der letzten European Utility Week in Amsterdam.
Der Präsentation vorausgegangen war ein Vertragsabschluss über Metering as a Service mit Caruna, Finnlands größtem Verteilnetzbetreiber. Landis+Gyr wird ab Herbst 2018 den Betrieb der 650.000 intelligenten Messpunkte von Caruna übernehmen und damit in Europa mehr als 1,5 Millionen Messpunkte managen. Das Servicepaket schließt die komplette operative Verantwortung für das Smart Metering und das Auslesen und Management stündlicher Verbrauchs- und Qualitätsdaten von 650.000 Haushaltszählern ein. Diese Daten werden in Carunas-Prozesse eingespeist und für die Steuerung von Alarmen und Fernschaltungen genutzt.
Caruna ist eines von mehreren ersten Beispielen, wie auch europäische Unternehmen von den Vorteilen eines Smart-Grid-Systems profitieren können, ohne das volle wirtschaftliche, technische oder operative Risiko des Investments zu tragen oder sich abseits des Kerngeschäfts betätigen zu müssen. Auch in Dänemark und Schweden sind bereits erste Projekte gestartet. Speziell auf den unteren Netzebenen können As-a-Service-Modelle die Realisation der Smart Grids beschleunigen. Die Betreiber der Verteilnetze müssen in einem komplexer werdenden operativen und regulatorischen Umfeld schnell und agil auf aktuelle Entwicklungen und Markttrends reagieren können. Mit Smart Grids as a Service steht Kunden eine flexible Alternative zu den konventionellen Modellen zur Verfügung. ge
Auf der E-world 2018 (6. – 8.2./Messe Essen) präsentiert Landis+Gyr Lösungsansätze für die Transformation in der Energiewirtschaft. Dazu erweitert der Konzern sein Portfolio an Managed Services und baut sein Angebot speziell für den europäischen und deutschen Markt aus. Das Serviceportfolio umfasst Smart Grids und die Advanced Metering Infrastructure (AMI).