Die Anwender selbst sieht Sigmatek-Geschäftsführer Andreas Melkus gefordert, die Umsetzung des Industrie-4.0-Gedankens voranzutreiben. Die technischen Grundlagen könne man bereitstellen. Doch damit zusammenhängende Aspekte wie der der Security beeinflussen auch die Automatisierungskomponenten. Hier stehe der PC vor der Ablösung, so Melkus.
Als Aussteller suchte man den österreichischen Automatisierungsspezialisten Sigmatek auf der Hannover Messe vergebens. Spricht man allerdings Andreas Melkus, Mitgründer und Geschäftsführer Entwicklung und Vertrieb, auf das Thema Industrie 4.0 und damit das Schlagwort der Messe an, gibt sich der Firmenchef streitlustig. Fasse man Industrie 4.0 als die durchgängige Vernetzung von der Feld- bis hinein in die ERP-Ebene auf, hätten es vor allem die Anwender zusammen mit den Maschinen- und Anlagenbauern in der Hand, das Thema voranzubringen, so Melkus. „Die technischen Grundlagen dafür können wir als Automatisierungsanbieter liefern – jetzt kommt es darauf an, dass solche Lösungen auch nachgefragt und umgesetzt werden.“
Bei Fragen der praktischen Anwendung zeigt sich der Automatisierungsprofi pragmatisch – etwa wenn es um die Frage nach der Security geht, also der Angriffssicherheit beziehungsweise Abwehr von Fremdzugriffen auf die Steuerungen, die insbesondere in Industrie-4.0-Szenarien an Bedeutung gewinnt. „Eine in diesem Sinne sichere Automation ist nur machbar, wenn die Automatisierungsebene vom Netz getrennt wird!“ Anders als über die physikalische Trennung sei das Problem nicht zu lösen, so Melkus weiter, um im gleichen Atemzug auf das Problem der Verwendung von Windows-basierten Systemen in der Automatisierung zu sprechen zu kommen. „Als Betriebssystem ist Windows ein Einfallstor für Angriffe, eine Absicherung kaum möglich.“ Hinzu komme, dass auf der Seite der Intel-Hardware zuverlässige Innovations- und Produktzyklen fehlten. Insbesondere Anwender in der Fertigungsindustrie müssen an dieser Stelle aber langfristiger denken – und sich auch bezüglich der Steuerungswelt auf eine ausreichend lange Verfügbarkeit der Komponenten verlassen können. „In der Automatisierung ist deswegen der zentrale PC tot“, formuliert Andreas Melkus bewusst überspitzt. „Zuverlässiger – und nicht zuletzt kostengünstiger – sind Systeme auf Basis von vernetzten lokalen ARM-Architekturen.“ Sie würden sich mittelfristig durchsetzen.
Safety schon per Funk realisierbar
Bezüglich der Realisierung von Safety-Anforderungen – gerade in Industrie-4.0-Szenarien – sieht der Sigmatek-Chef keine Probleme, zumal das auch nicht direkt mit dem Einsatz des Industrial Ethernets zusammenhänge. „Einen kausalen Zusammenhang zwischen Safety und Echtzeit-Ethernet kann ich nicht erkennen. Die Mehrheit der derzeit eingesetzten Safety-Protokolle beruht auf dem Black-Channel-Prinzip. Sie sind somit vom Übertragungsmedium unabhängig – dies belegen auch aktuelle Anwendungen, bei denen sichere Signale bereits über Funk übertragen werden.“
Übrigens: Vorantreiben will Andreas Melkus auch die Diskussion über eine Ablösung der RJ-45-Steckverbindungen, die er für nicht mehr zeitgemäß weil unzuverlässig hält. Ganz zu schweigen von der Frage, wie energieeffizient eigentlich der Einsatz eines Ethernet-Netzwerkes sei – darüber mache sich nur kaum jemand Gedanken. co
„Zuverlässiger – und nicht zuletzt kostengünstiger – als zentrale PCs sind verteilte Systeme auf Basis von ARM-Architekturen.“
Teilen: