In Fabriken, in Rechenzentren und sogar in Haushalten: Elektrische Energie könnte in Zukunft mit Gleichstrom übertragen werden. Der Vorteil, dabei wäre, dass viele elektrische Verbraucher von der LED-Leuchte über Industrieantriebe bis zum Elektroauto eigentlich Gleichstrom konsumieren, der bisher aus dem Wechselstrom aus der Steckdose umgewandelt werden muss und durch diese Umwandlung gehen bis zu 30 % der Energie verloren. Hinzu kommt, dass in das zunehmend dezentral organisierte Stromnetz immer mehr Anlagen einspeisen, die Gleichstrom erzeugen, allen voran die Photovoltaik.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Industrie, weshalb sich Lapp früh mit dem Thema befasst hat und als erstes Unternehmen der Frage nachgegangen ist, ob sich gängige Wechselstrom-Leitungen genauso gut für Gleichstrom eignen. Die meisten Experten bestätigten dies bisher. Lapp wollte es genauer wissen und startete ein Forschungsprojekt in Kooperation mit Prof. Frank Berger von der Technischen Universität Ilmenau. Dabei unterstützt das Unternehmen die Arbeitsgruppe auch mit Testleitungen sowie Prüfständen. Die Tests zeigen, dass die Experten falsch lagen – das elektrische Feld einer Gleichspannung wirkt anders auf die Kunststoff-Isolierung einer Leitung als ein Wechselspannungsfeld. Für abschließende Empfehlungen sei es zwar noch zu früh, doch betont Prof. Berger, „es zeichnet sich bereits ab, dass für bestimmte Anwendungen unter Gleichstrom tatsächlich andere Materialien gefordert sein werden als in Wechselstrom-Anwendungen.“ Weitere, anwendungsnahe Versuche sollen Klarheit bringen, unter anderem in DC-Industrie, einem Projekt gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, an dem Lapp als assoziierter Partner teilnimmt. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen eine erste serienmäßige Leitung eigens für DC-Anwendungen auf den Markt gebracht: die Ölflex DC 100. Weitere DC-Leitungen werden zur Hannover Messe 2019 folgen, darunter eine Leitung für die Ansteuerung von Servoantrieben sowie eine Leitung mit TPE-Isolierung, die sich besonders für den bewegten Einsatz in Energieketten eignet – eine Wahl, die auch durch die Forschungsergebnisse von Prof. Berger gestützt wird.
Darüber hinaus ist Lapp erneut zweistellig gewachsen. Der Umsatz des Experten für integrierte Lösungen der Kabel- und Verbindungstechnologie erhöhte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/2018 (1. Oktober bis 30. September) um 12,3 % auf 1.153 Mio. Euro. Die Zahl der Mitarbeiter stieg um 12,6 % auf 4245 Beschäftigte. Das Ergebnis vor Steuern verbesserte sich um 5,6 % auf 58,6 Mio. Euro. „Wir sind voll auf Kurs und können dank unserer Strategie 2020 seit mehreren Jahren ein überdurchschnittliches Wachstum aufweisen. Vor allem Europa hat sich sehr positiv entwickelt. In Amerika sehe ich für Lapp allerdings noch großen Handlungsbedarf. Auch in Asien sind sicher noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. In beiden Regionen haben wir noch viel zu tun “, betont Andreas Lapp, Vorstandsvorsitzender der Lapp Holding AG. Die größten Zuwächse erzielte das Familienunternehmen mit Stammsitz in Stuttgart in Europa. Diese sind geprägt durch die starke Nachfrage insbesondere in den Bereichen Industrial Data Communication (IDC) und Ölflex Connect (fertige Kabelsysteme) sowie durch Firmenzukäufe in Finnland, Polen und der Schweiz.
Der starke Umsatzanstieg wurde dabei durch die gestiegenen Kupferpreise und Wechselkursschwankungen unterm Strich nur leicht beeinflusst. Da der tatsächliche Preis eines Kabels immer tagesaktuell auf Basis des aktuellen Kupferkurses berechnet wird, erhöhten sich wegen der im Jahresdurchschnitt um 7 % höheren Kupferpreise auch die Umsätze um 1,9 %. Dagegen schlugen die Wechselkursschwankungen mit einem Minus von 1,8 % zu Buche. Daher hat das erzielte Umsatzvolumen auf bereinigter Basis um rund 12,2 % zugenommen. „Die Akquisitionen machen – bezogen auf den Umsatz – einen Anstieg von rund 3 Prozent aus. Somit konnte die Leistungsfähigkeit des vergangenen Jahres mit einem operativen Wachstum von rund 9 Prozent bestätigt werden“, betont Finanzvorstand Dr. Ralf Zander.
Des Weiteren hat Lapp seine Investitionen im abgelaufenen Geschäftsjahr um 29 % auf 31 Mio. Euro gesteigert. Neben nötigen Investitionen auf Grund der Akquisitionen und dem weiteren weltweiten Rollout der SAP Software ECC 6.0 erfolgten bei den Vertriebs- und Produktionsgesellschaften vor allem Investitionen in Maschinen und Anlagen sowie in der Logistik. Auch in das neue Geschäftsjahr ist Lapp gut gestartet. „Vorausgesetzt, dass es nicht zu einer wesentlichen Verschlechterung der weltweiten Konjunktur kommt, rechnen wir auch fürs laufende Geschäftsjahr mit einem weiteren Wachstum“, sagt Andreas Lapp. Wesentliche Impulse, vor allem in den Bereichen Automatisierung und IDC, werden für die Regionen Asien-Pazifik und Europa erwartet. ik