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B&R-Deutschland-Chef Sandhöfner erläutert Mapp Technology

Software-Framework
B&R-Deutschland-Chef Sandhöfner erläutert Mapp Technology

Mit der Mapp Technology hat B&R die Entwicklung von Maschinenapplikationen vereinfacht: Vorgefertigte und geprüfte Software-Bausteine beschleunigen die Erstellung von Maschinensoftware. Im Interview mit der elektro AUTOMATION erläutert B&R-Deutschland-Chef Markus Sandhöfner die Weiterentwicklung der Technologie und wie es den Anwendern gelingen kann, sich noch stärker auf die Optimierung des eigentlichen Maschinenprozesses zu fokussieren.

Interview: Michael Corban, Chefredakteur elektro AUTOMATION

elektro AUTOMATION: Die Mapp Technology geht inzwischen in ihr drittes Jahr – hat sich die Grundidee dahinter bewährt?
Sandhöfner: Definitiv – denn unsere Kunden im Maschinen- und Anlagenbau stehen ja vor der Herausforderung, ihre Produkte immer flexibler zu gestalten – neben der Beherrschung verschiedener Formate bei immer kleineren Losgrößen reicht das bis hin zur Herstellung verschiedener Produkte auf einer Maschine. Die Themen Individualisierung und Industrie 4.0 sind die Treiber hinter dieser Tendenz. Dies führt zwangsläufig dazu, dass der Aufwand für Software bei der Entwicklung und Wartung von Maschinen und Anlagen beständig steigt. Blicken wir beispielsweise auf eine Stanz-Biege-Maschine, so wurde die ‚alte‘ mechanische Kurvenscheibe durch Servoachsen ersetzt. Und nun steigt mit zunehmender Flexibilität die Zahl der Servoachsen. Jede einzelne davon muss programmiert werden. Hinzu kommt, dass die Bedeutung der Visualisierung steigt. Die wachsende Flexibilität lässt sich ja nur produktiv nutzen, wenn ich die Funktionsvielfalt einfach und schnell erfassen kann. In der Summe führt dies dazu, dass die Investition in die Softwareentwicklung immer größer wird – die Entwicklungsteams bei den Maschinenbauern werden allerdings nicht größer. Lösen lässt sich das nur, wenn sich die Software wesentlich schneller erstellen lässt. Das genau ist die Idee hinter unserer Mapp Technology: Über die Bereitstellung vorentwickelter und vor allem umfassend getesteter Softwarebausteine lässt sich die Softwareentwicklung beschleunigen. Damit gewinnen die Teams Zeit – Zeit, die sie nun für die Weiterentwicklung ihres Kern-Know-hows verwenden können. Die positiven Rückmeldungen unserer Kunden zeigen uns, dass Mapp genau das leistet.
elektro AUTOMATION: Sie fassen diese Bausteine inzwischen in den ‚Familien‘ View, Services, Motion und Control zusammen. Wo liegt der Unterschied zu den Bibliotheken in Automation Studio, Ihrer Automatisierungssoftware?
Sandhöfner: Auch die Mapp Technology ist in unser Automation Studio eingebunden – ich kann stets wählen, ob ich selbst programmieren oder die Bausteine der Mapp Technology nutzen möchte. Der Unterschied zwischen ‚normalen‘ Bibliothekskomponenten und Mapp-Bausteinen ist der, dass letztere miteinander ‚reden‘ und über Mapp-Link automatisch Informationen austauschen. Ich muss also nicht vorab entsprechende Variablen definieren, sondern ziehe einfach die gewünschten Bausteine in mein Projekt und lege fest, welche Bausteine Informationen austauschen sollen. So ist zum Beispiel ein umfassendes Energie-Management-System mit wenigen Klicks eingerichtet. Das senkt den Programmieraufwand erheblich und vereinfacht die Handhabung komplexer Programme. Fehler durch geänderte Variablennamen sind zum Beispiel von vornherein ausgeschlossen.
elektro AUTOMATION: Dennoch kann ich, mein jeweiliges Kern-Know-how betreffend, weiterhin eigenen Code einbinden?
Sandhöfner: Exakt, ich kann so weit wie gewünscht, Programmcode selbstständig gestalten und beliebig mit Mapp-Bausteinen kombinieren. Mit den Mapp View Widgets schaffen wir in meinen Augen sogar eine weitere Dimension, denn nun kann ich die Funktionen der Mapp-Komponenten auf jedem Browser und in jeder Bildschirmdiagonale zeigen und damit optimal bedienen – ohne dass ich dafür den sonst üblichen hohen Programmieraufwand in Kauf nehmen muss. Eine Mehrfingerbedienung auf Multitouch-Screens ist mit wenigen Klicks eingerichtet. Ich kann mich also auf die Logik konzentrieren, ohne mich gleichzeitig mit der wachsenden Komplexität der Visualisierung – zum Beispiel durch die Darstellung auf unterschiedlichen Anzeigegeräten – beschäftigen zu müssen. Entscheidend ist dabei die Erkenntnis: Nicht die Visualisierung dient dem Maschinen- und Anlagenbauer als Differenzierungsmerkmal, sondern die Prozessführung der Maschine. Deswegen ist es entscheidend, dass der tatsächliche Programmieraufwand in den eigentlichen Maschinenprozess fließt. Standardaufgaben und -funktionen lassen sich wesentlich effektiver mit vorkonfigurierten Elementen erledigen.
elektro AUTOMATION: Und den ‚Service‘ dieser vorkonfigurierten Elemente übernimmt auch B&R?
Sandhöfner: Genau – denn die Zuverlässigkeit im Einsatz ist eminent wichtig. Daher nehmen wir unseren Kunden die Wartung der Mapp-Komponenten ab. Wenn man bedenkt, dass der Wartungs-Aufwand oft mehr als 50 Prozent der Lebenszykluskosten für Software beträgt, birgt das ein hohes Einsparungspotenzial. Zudem sind die Bausteine tausendfach im Einsatz – ihre Stabilität und Zuverlässigkeit ist im Vergleich zu gerade erst programmiertem Code deutlich höher.
elektro AUTOMATION: Mapp View, Motion und Control sind selbsterklärend – was steckt hinter Mapp Services?
Sandhöfner: Zur SPS IPC Drives 2016 haben wir unter dem Namen Mapp Services eine Reihe modularer Software-Komponenten zur Verfügung gestellt, die mit dem eigentlichen Maschinenprozess wenig zu tun haben, aber für den Betrieb der Maschine notwendig oder nützlich sind. Darunter sind Funktionen zum automatischen SMS-Versand, für einfache Updates von Maschinensoftware oder das Handling von Maschinenoptionen. Unter anderem erleichtert dies das Variantenmanagement: Maschinen- und Anlagenbauer können etwa mit Mapp Codebox Optionen programmieren, ohne die originale Maschinensoftware zu ändern – die Trennung in Maschinen- und Zusatzsoftware vereinfacht das Variantenmanagement massiv. Und mit Mapp Backup werden Software-Aktualisierungen im Feld und Backups von Applikations-Software noch einfacher. Für den Datentransfer wird ein USB-Stick oder ein Update-Server im Maschinennetzwerk verwendet, zusätzliche Software ist nicht notwendig. Die Backup-Funktion wird dazu einmalig in der Automatisierungs-Software aktiviert und steht dann zur Laufzeit zur Verfügung. Ein Backup kann dann ein vollständiges Abbild, die Applikation oder maschinenrelevante Daten wie etwa Rezept- und Statistikdaten beinhalten. Neu ist auch die Funktion Mapp Tweet, mit der automatisiert SMS verschickt werden. So kann mit einer Kombination aus Mapp Alarm und Mapp Tweet ganz einfach konfiguriert werden, dass bei einem bestimmten Alarm ein Service-Techniker per SMS informiert werden soll. Wer der zuständige Techniker ist, kann zum Beispiel automatisch über die Benutzerverwaltung Mapp User abgefragt werden.
elektro AUTOMATION: B&R ist sehr aktiv bei der Implementierung von OPC UA. Inwieweit spielen OPC UA und Mapp Technology zusammen?
Sandhöfner: Mapp und OPC UA gehen Hand in Hand. Nehmen wir zum Beispiel die soeben angesprochene Komponente Mapp User. Mit dieser lässt sich ein User/Rollen-System einrichten, welches Zugriffsberechtigungen an der Maschine und damit auch den Zugriff auf Variablen von externer Stelle über OPC UA verwaltet. Anwendern können so gezielt Lese- und Schreibzugriffe gewährt werden. Das verhindert effektiv, dass unberechtigte Anwender Daten lesen, verändern oder Aktionen ausführen. Dazu lassen sich beliebig viele Rollen definieren, denen wiederum für jede Variable oder Struktur individuelle Zugriffsrechte zugeordnet werden können. So tragen OPC UA und Mapp gemeinsam dazu bei, dass Maschinen und Anlagen wirksam vor Manipulation geschützt werden.


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