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„Fingerzeig auf kommende Entwicklungen“

Vipa-Chef Bob Linkenbach im Interview
„Fingerzeig auf kommende Entwicklungen“

Der Automatisierungsspezialist Vipa arbeitet nach der geglückten Integration in Yaskawa an einer leistungsstarken Engineering-Plattform. Mit Vipa-Geschäftsführer Bob Linkenbach sprach elektro AUTOMATION über Engineering-Konzepte und Neues zur SPS IPC Drives 2016, anlässlich der eine neue Mikrosteuerung vorgestellt wird.

Interview: Michael Corban, Chefredakteur elektro AUTOMATION

elektro AUTOMATION: Herr Linkenbach, bekanntermaßen ist die Integration zweier Unternehmen keine einfache Sache – ist die 2012 beschlossene Integration von Vipa in Yaskawa geglückt?
Linkenbach: Es hat bisher kein Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Jeder Kollege hat gemerkt, dass sich viele Möglichkeiten für Vipa ergeben, da wir nun auf einen noch größeren Technologiepool, nämlich den von Yaskawa, zurückgreifen können. Gerade die Themen Antriebstechnik und Steuerungstechnik hängen ja bekanntlich sehr eng zusammen. Yaskawa wie auch Vipa können hier ihr Kern-Know-how einbringen und Vipa ist auch innerhalb des Gesamtkonzerns, also nicht nur in Europa, für das Thema Steuerungstechnik zuständig. Gerade auch bei der Robotertechnik bringen sich unsere Entwickler mit ein. Unsere Tochterfirma Profichip entwickelt weiterhin die ASICs, auf denen unsere Produkte basieren. Das heißt: Wir sind nicht nur Produkteigner, sondern auch Technologieeigner. Hierdurch sind wir sehr schnell in eine Position gekommen, in der wir bei der Diskussion um Zukunftsthemen mit an Bord sind. All das zeigt, dass die Integration vollends geschafft wurde. Zudem: Die Aufgabe, bestmögliche Technologie anwenderfreundlich zum Kunden zu bringen, hat sich ja nicht verändert. Dies ist weiterhin unser Antrieb.
elektro AUTOMATION: Wie wichtig es ist, Engineering-Know-how in Europa zu besitzen, betont ja auch Manfred Stern, CEO von Yaskawa Europe (siehe Interview elektro AUTOMATION 12/2015, S. 18f: „Industrie 4.0 ist eine gute Idee“).
Welche Rolle spielen für Vipa die Diskussion um Industrie 4.0 sowie das Internet of Things (IoT) – auch vor dem Hintergrund, dass eines Ihrer Ziele ja ist, über die Siemens-Welt hinauszuschauen?
Linkenbach: Für uns ist absolut wichtig, dass wir weiterhin alle heutigen Produkte weiterpflegen und auch weiterentwickeln werden – somit also auch die Siemens-kompatiblen Produkte. Blicken wir jedoch in die Zukunft, sehen wir natürlich Wachstumspotenziale auch in anderen Bereichen. Ein Beispiel ist die Weiterentwicklung unserer Engineering-Plattform Speed7 Studio, in die viele neue Aspekte schon eingeflossen sind – etwa das Thema Motion Control – und auch noch einfließen werden. Das Besondere daran ist: Jeder kann sich darin sofort zurechtfinden, vor allem auch Anwender, die mit Siemens-Lösungen vertraut sind. Trotzdem öffnet sich aber von der Anwendung her eine neue Welt: Neue Technologien und letztendlich auch komplett neue Applikationen lassen sich damit bedienen. So nehmen wir beispielsweise neben den klassischen Standardbussen, die wir – wie etwa Profibus, Profinet oder Ethercat – jetzt schon unterstützen, auch das ganze Thema Mechatrolink mit hinein. Hier setzen wir ganz klar auf offene Schnittstellen. Darüber hinaus sind wir übrigens auch mit den Kollegen in Amerika und Japan im engen Austausch darüber, wie sich Teile dieses Engineering-Tools auch in andere, schon vorhandene Tools integrieren lassen. Auf diese Weise wird im Laufe der Zeit eine globale Engineering-Plattform entstehen, an der jeder Anwender partizipieren kann.Somit sind wir gerade dabei die Grundlagen für das Thema Industrie 4.0 zu schaffen und umzusetzen.
elektro AUTOMATION: Und Ziel ist, nicht zu programmieren sondern verstärkt zu parametrieren?
Linkenbach: Exakt – da geht unser Weg hin. Da wir drei technische Komponentenfelder abdecken – Robotik, Antriebstechnik und Motion Control –, können wir diese letztendlich in einer Engineering-Plattform zusammenfassen. In dieser kann dann der Anwender zukünftig mit Templates, Bibliotheken oder Bausteinen arbeiten, die man praktisch, einfach und schnell nur noch im Sinne von Plug&play in sein Programm ziehen muss. Unser Ziel ist: Wir möchten den Engineering-Aufwand deutlich senken. Dabei soll der Kunde die jeweils für ihn beste Technologie wählen können. Das bedeutet: Wir wollen weiterhin offene Schnittstellen für alle Hersteller bieten und uns nicht auf einen Hersteller festlegen.
elektro AUTOMATION: Sie skizzieren ja ein sehr mächtiges Entwicklungstool. Muss man dann nicht zwangsläufig auch über die Automatisierung hinausblicken und Nachbardisziplinen wie die Informationstechnik (IT) oder auch Mechanik-Entwicklung einbeziehen?
Linkenbach: Das ist eine interessante Frage. Wir müssen immer im Blick halten, welches die Kerntechnologien sind, die wir auch selbst entwickeln. In angrenzenden Bereichen gibt es natürlich Wegbegleiter, mit denen wir sprechen und mit denen wir Schnittstellen abstimmen und bereitstellen. Entscheidend ist, eine gemeinsame Datenhaltung zu realisieren.
elektro AUTOMATION: Gibt es – gerade mit Blick auf die bevorstehende SPS IPC Drives 2016 – Neues im Bereich der Steuerungstechnik?
Linkenbach: Wir stellen eine neue Micro SPS vor, die Maßstäbe in der Klasse der Micro-Steuerungssysteme setzt. Sie ist – bei einer deutlich kleineren Bauform – bis zu zwanzigmal schneller als vergleichbare Steuerungen. Mit den integrierten I/Os und der neuesten Speed7-Technologie steht dem Endanwender genügend Performance für Anwendungen jeder Art zur Verfügung. Die Steuerung kann um bis zu acht Zusatzmodule ergänzt werden. Natürlich haben wir uns dabei auch Gedanken gemacht über die einfache Bedienbarkeit. Über unsere neue Vipa-App können zum Beispiel die Status der Module oder auch der CPU über ein optionales Bluetooth-Modul ausgelesen werden. Besonders wichtig war uns diesmal aber vor allem das Design, denn wir möchten weg vom Standard-Industriedesign, wie es viele andere Anbieter machen. Dafür haben wir mit einem Team von Industriedesignern zusammengearbeitet, um hier ein modernes, zeitgemäßes und schickes Design zu entwickeln. Diese neue Steuerungsserie ist der erste Fingerzeig in die Zukunft unserer kommenden Produktentwicklungen.
elektro AUTOMATION: Lassen Sie uns abschließend noch einen Blick auf das Thema Energiemanagement werfen. Lässt sich letztlich nicht aus der Sammlung von Daten aus Steuerungen und Antrieben eine Art Leitsystem entwickeln?
Linkenbach: Das ist eine ganz spannende Geschichte gerade mit Blick auf unser Vipa Energy Management. Dort haben wir ja zunächst ganz simpel begonnen, Energiedaten überhaupt erst einmal zu erfassen. Entstanden ist daraus ein komplettes Tool, mit dem wir die Effizienz einer Maschine messen können. Der nächste Schritt, den wir jetzt gehen, ist, mit verschiedenen MES-Anbietern zu klären, wie sich darüber auch die Produktion steuern lässt. Ein typisches Beispiel ist ein Arbeitsplatz mit Absaugvorrichtung. Stand heute wird die zu Beginn der Schicht eingeschaltet und läuft durch – auch wenn der Arbeitsplatz gar nicht im Einsatz ist. Sinnvoll wäre es also, die Absaugvorrichtung gezielt zu steuern und nur bei Bedarf anzuschalten. Hier gibt es zahlreiche Beispiele, wie sich gerade auch Energiespitzen vermeiden lassen – und die bestimmen ja letztendlich den Energiepreis. Zudem: IE4-Motoren von Yaskawa, die mit optimierten Invertern ausgerüstet sind, sind eigentlich ein Vipa-Thema, das wir gemeinsam mit Yaskawa umgesetzt haben. In vielen Applikationen kann damit bereits eine Leistungsoptimierung erfolgen. Vipa selbst hat im eigenen Haus, am Standort Herzogenaurach, vor kurzem das Energy Management installiert und gestartet. Wir sind somit nun in der Lage, alle unsere Verbraucher genauestens zu überwachen, Rückschlüsse daraus zu ziehen und letztendlich den Energieverbrauch zu senken. Bereits in den ersten Wochen, konnten wir schon schöne Erfolge erzielen.
elektro AUTOMATION: Herr Linkenbach, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.

Kontakt

40299803

info

Vipa Gesellschaft für Visualisierung und Prozessautomatisierung mbH
Herzogenaurach
Tel. +49 9132 744-0
SPS IPC Drives: Halle 7, Stand 340
Details zu Software-Lösungen:
http://t1p.de/6jnc
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