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B&R-Chef Wimmer zur Stratgie nach der ABB-Übernahme

Integrierte Produktionsunterstützung
B&R-Chef Wimmer zur Stratgie nach der ABB-Übernahme

Mehr Integration und weniger Schnittstellen – auf diese Kurzform bringt Hans Wimmer, Geschäftsführer von B&R – und damit zugleich Chef der ABB-Business-Unit Maschinen- und Fabrikautomation – die Strategie der Automatisierungsspezialisten. Die Offenheit der Lösungen steht deswegen genauso im Fokus wie die Integration von Robotik und Visionsystemen in die Maschinensteuerung.

Interview: Michael Corban, Chefredakteur elektro AUTOMATION

elektro AUTOMATION: Herr Wimmer, B&R gehört nun seit Juli 2017 zu ABB und bildet dort die Geschäftseinheit ‚Maschinen- und Fabrikautomation‘. Wie selbstständig bleibt B&R, insbesondere mit Blick auf die Produktentwicklung?

Hans Wimmer: B&R bleibt eigenständig als Business Unit der Division Industrial Automation. Im Vordergrund steht, dass B&R als globales Zentrum für Maschinen- und Fabrikautomation weiter wächst und neue Märkte erschließt – mit den Produkten, die wir heute im Portfolio haben, und neuen Produkten, die wir entwickeln. Apropos Neuentwicklung, ein Besuch unseres Standes auf der Messe SPS IPC Drives 2017 lohnt sich! Um Synergien bei der Produktentwicklung zu nutzen, werden wir uns natürlich mit allen anderen Business Units abstimmen, insbesondere im Bereich der Leistungselektronik. Antriebstechnik, Panels und Steuerungen von B&R werden natürlich weiter auch im Rahmen unseres Scalability-Ansatzes flexibel einsetzbar bleiben und kommende PC-Technologien integriert – nicht zuletzt auch innerhalb unserer Business Unit ein entscheidender Synergieeffekt. Wachsen wollen wir auch bei der maschinenintegrierten Steuerung von Robotern, die produktionsunterstützend eingesetzt werden. Die eigentliche Robotermechanik bleibt wie gehabt in der Hoheit der Roboterhersteller.

elektro AUTOMATION: Bevor wir auf die Robotik zurückkommen: Bleibt die Verantwortung in der Antriebstechnik gerade mit Blick auf die Servotechnik für Werkzeugmaschinen bei B&R?

Wimmer: Bei dynamischen Servoantrieben und Schrittmotoren haben wir die Führung definitiv, wohingegen ABB auch historisch viel stärker bei Frequenzumrichtern ist. Spannend ist, dass sich im oberen Leistungsbereich ab 100 Kilowatt Frequenzumrichter und Servoverstärker nur bezüglich der Elektronik unterscheiden. Deswegen werden wir B&R-Elektronik in ABB-Leistungsteile einbringen, so dass wir auch in diesem Bereich dynamische Servoverstärker anbieten können.

elektro AUTOMATION: Sie hatten die Robotik bereits angesprochen, bei der Sie unter anderem zusammen mit Comau unter dem Stichwort openRobotics neue Wege bei der Steuerung von Robotern aus Standard-Steuerungslösungen heraus gehen. Sehen Sie hier keinen Widerspruch zur ABB-Strategie?

Wimmer: Nein – weil sich klar zwei verschiedene Anwendungsfälle trennen lassen. Einerseits wird es weiter roboterzentrische Anwendungen geben, die in bewährter Weise die ABB-Division Robotics and Motion liefert. Andererseits wird es Anwendungen geben, in denen die Robotik ein integraler Bestandteil der Maschine sein soll. Hier ermöglicht es B&R, dass der SPS-Programmierer beim Maschinenbauer die Software schreiben kann. Das wird weiter Teil des Angebots von B&R sein. Bei uns passt sich der Roboter dem Produkt an, will heißen: Wir nutzen die sehr effiziente, dynamische und flexible Kinematik des Roboters als Teil der Maschine – und ersetzen auf diese Weise vielleicht fünf oder sechs Gewerke, die bisher maschinenspezifisch angebaut wurden. Um es konkreter zu formulieren: Denken Sie beispielsweise an ein Schneidmesser, das hochgenau mit der vorangehenden Bewegung des Roboters zu synchronisieren ist. Genau das zeichnet die maschinenzentrische Anwendung aus, in der ein Verbund an Achsen synchron getaktet arbeiten muss – im Gegensatz zur roboterzentrischen Anwendung, in der generell wichtig ist, wie der Roboter von A nach B kommt, etwa in einer Punktschweißanlage oder beim Dosieren von Kleber auf Windschutzscheiben im Automobilbau. Bei der maschinenzentrischen B&R-Sicht kommt ein weiterer Punkt dazu: Der Maschinenbauer will keinen zweiten Schaltschrank einsetzen müssen, sondern alles in einem unterbringen. Das erleichtert auch die gesamtheitliche Betrachtung des Energiehaushalts. Moderne Maschinen besitzen teilweise bis zu 50 oder 60 Achsen – entsprechend hoch ist die kinetische Energie in voller Bewegung. Fällt die Spannungsversorgung aus – zugegeben ein sehr seltener Fall, den man aber berücksichtigen muss –, ist ein synchrones Herunterfahren der Anlage entscheidend. All diese Aspekte sprechen für eine Vollintegration des Systems – und genau die wollen wir mit unserem Angebot adressieren.

elektro AUTOMATION: Werfen wir einen Blick auf die Prozessleittechnik mit Aprol – gibt es hier Überschneidungen zum ABB-Portfolio?

Wimmer: Nein, auch das ergänzt sich vielmehr gut. Unser Weg führte uns ja von der Maschinensteuerung nach und nach zur Fabrikautomatisierung, in der Maschinen als Fertigungslinie vernetzt werden. Auf diese Weise sind hybride Lösungen bestehend aus einer Anlage mit kontinuierlicher Produktion und getakteten Maschinen entstanden, bis hin zu Lösungen für den Bereich tendenziell kleinerer Prozessanlagen. Das können wir sehr effektiv realisieren, ist aber nicht zu vergleichen mit den ABB-Leitsystemen für Großanlagen.

elektro AUTOMATION: Ist Aprol denn schon ein Manufacturing Execution System (MES)?

Wimmer: Aprol ist keine MES-Lösung. Entscheidend aber ist, dass wir denken, dass sich die Welt der Automatisierung ab der Ebene der Fabrikautomatisierung in den nächsten fünf Jahren völlig neu gestalten wird. Hier wird es zahlreiche Neuerungen im Bereich Cloud-Computing, Edge-Computing und dezentrale Datenverarbeitung geben. Damit Maschinen- und Anlagenbetreiber die Vorteile ihrer über das Industrial Internet of Things vernetzten Produktionsstätten auch umfänglich nutzen können, müssen Maschinen und Anlagen eine Verbindung in die Cloud ermöglichen – dafür bieten wir die sogenannten Edge-Geräte an. Diese schicken aggregierte Daten in die Cloud und sind die letzte physikalische Instanz vor der Cloud. Sie bilden gewissermaßen die Schnittstelle von der OT zur IT, von der Operational Technology auf Maschinenebene zur IT in der Cloud.

elektro AUTOMATION: Können Sie an dieser Stelle von der ABB-Ability-Plattform profitieren, insbesondere mit Blick auf Themen wie Künstliche Intelligenz und Machine Learning?

Wimmer: ABB Ability stellt eine mögliche Lösung dar, für die sich unsere Kunden entscheiden können. Für welche Plattform sich der Kunde entscheidet, obliegt ihm. Die Ankopplung unserer Geräte ist unsere Aufgabe ebenso wie das Bereitstellen der Daten. Wir wollen hier den erfolgreichen Weg der Offenheit weiter gehen – und unterstützen in ähnlicher Weise auch andere Plattformen. Setzt der Kunde typischerweise SAP-basierte MES- und Partnerprodukte ein, wird SAP Hana die bevorzugte Plattform sein. Die Datenauswertung ist und bleibt das Know-how des Kunden.

elektro AUTOMATION: Sie hatten bereits den Fokus auf die kommenden fünf Jahre gerichtet – können Sie noch etwas detaillierter darauf eingehen, was uns erwartet?

Wimmer: Auf jeden Fall mehr Integration, weniger Schnittstellen – letztere bringen ja keinen Mehrwert, sondern eher einen erhöhten Aufwand. Genau an dieser Stelle müssen wir ansetzen. Dass Integration Mehrwert liefert, zeigen insbesondere die Beispiele der Integration von Robotik in die Maschinensteuerung, aber auch die einfach zu erstellende Web-Visualisierung für die Maschinenbedienung. Gleiches gilt für viele Visionsysteme, die heute schlecht angebunden und keineswegs eingebunden sind. Hier gilt es, vor allem auch die Programmierung auf eine Projektierung zu reduzieren, weil der Kunde das ohne Anruf beim Maschinenbauer oder bei B&R erledigen will. Unser Ziel mit dem integrierten Vision-Portfolio ist, den in der Antriebstechnik erfolgreichen Weg zu gehen. Wir waren die ersten, die wirklich volldigitalisierte und damit integrierbare Antriebe im Angebot hatten. Übrigens: Wir glauben, dass auch in der Transporttechnik ein ganz neuer Ansatz erforderlich ist.

elektro AUTOMATION: Wollen Sie uns das etwas ausführlicher erläutern?

Wimmer: Zur Messe SPS IPC Drives 2017 werden wir ein revolutionäres Transportsystem mit linearer Motion-Technologie vorstellen – herkömmliche Systeme können einfach zu wenig. Mehr dazu wollen wir aber erst auf der Messe vorstellen – ein Besuch bei uns lohnt sich in diesem Jahr also auf alle Fälle.

Näheres zur auf der Messe SPS IPC Drives 2017 geplanten Produktvorstellung:

http://hier.pro/IJCfS

Messe SPS IPC Drives 2017:

Halle 7, Stand 206/114

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