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Panduit hat normgerechte Kabelschellen im Programm

Kurzschlussfest nach aktueller Norm
Mit konfigurierbaren Kabelschellen immun gegen Kurzschluss-Schäden

Die sichere Versorgung mit Strom ist entscheidend für die Zuverlässigkeit von Industrieanlagen, Rechenzentren oder Gebäuden. Ein Ausfall wird nicht unbedingt vom Anwender oder der Einspeisung verursacht. Der Weg vom Generator bis zur Anlage birgt Risiken, die man für eine sichere Energieversorgung im Auge haben sollte. Der Kurzschlussfall ist kritisch für die Anlagenverfügbarkeit auch nach dem tatsächlichen Ereignis. Norm-konforme Maßnahmen bei der Kabelinstallation bieten mehr Sicherheit. Dazu gehören auch normgerechte Kabelschellen.

Dipl.-Ing., MBA Martin Kandziora, Senior Manager Marketing EMEA, Panduit GmbH in Schwalbach

Inhaltsverzeichnis
1. Kabelschellen für dynamische Kräfte
2. Software simuliert den Kurzschluss
3. Zertifizierte Kabelschellen
4. Die Bedeutung der IEC-Norm 61914:2015
5. Typen für verschiedene Applikationen

Ein elektrischer Kurzschluss führt in nur wenigen Millisekunden zu einem massiv erhöhten Stromfluss durch Nieder- und Mittelspannungskabel. Die Stromstärke kann bei solchen Ereignissen bis zu 200.000 A betragen. Der hohe Stromfluss und das daraus resultierende gestiegene magnetische Feld um das Kabel bilden dynamische Kräfte durch die Wechselwirkung der Netzfrequenz von 50 Hz. Infolgedessen werden die Kabel in Schwingungen versetzt. Im schlimmsten Fall eines dreiphasigen Kurzschlusses können die magnetfeldinduzierten Stoßkräfte zwischen den Kabeln bis zu 45.000 N betragen und sich innerhalb von 1 µs entwickeln. Erhebliche Schäden können entstehen, bevor die Schutzschalter auf den Kurzschluss reagieren und auslösen. Daraus resultierend ist die Rückhaltung von Kabeln entscheidend für den Schutz von Personal und Infrastruktur sowie für die Reduzierung von Ausfallzeiten.

Kabelschellen für dynamische Kräfte

Solche dynamischen Kräfte werden von den Kabelschellen und dem dazugehörigen Kabeltragsystem absorbiert. Die Kabelschellen, die auf dem Tragsystem befestigt sind, verhindern, dass sich einzelne Kabel durch die Schwingungen losreißen und Anlagenteile sowie die Elektroinstallation Schaden nehmen können. Dennoch wird leider in neuen oder bestehenden Anlagen nach dem scheinbar schnellen, aber schlechten Weg gesucht, Kabel zu befestigen. Die Szenarien im Worst-Case will man sich nicht ausmalen. Dabei ist es relativ einfach, eine fachgerechte und sichere Installationslösung anzuwenden.

Berechnung der Kurzschlusskraft von Kabelschellen
Formel zur Berechnung der Kurzschlusskraft von Kabelschellen.
Bild: Panduit

Stromführende Kabel lassen sich in Anlagen, Produktion, Gebäuden oder Rechenzentren auf unterschiedliche Arten verlegen und sichern. Als strukturmechanische Lösung schützen z.B. die neuartigen Kabelschellen von Panduit bei Kurzschlüssen und erhöhen so die Anlagensicherheit maßgeblich. Das Thema gewinnt seit der internationalen Norm IEC 61914:2015 (deutsche Fassung DIN EN 61914:2016) für Kabelhalter für die elektrische Installationen an Bedeutung. Die Norm dokumentiert auch den Prüfaufbau, der den Widerstand gegenüber elektromechanischen Kräften simuliert und wie man darauf basierend die Kräfte an Leitungen und Kabelhalter berechnen kann. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Panduit nutzt ein modernes Simulationsprogramm um zu erkennen, wie sich die elektromagnetischen Kräfte bei einem Kurzschluss entwickeln und welche Materialzusammensetzung der Kabelschellen geeignet ist. Die virtuelle Betrachtung bereitet ideal auf die die Prüfung gemäß IEC 61914:2015 vor. Erst nach der Simulation am Computer werden die Komponenten in einem zertifizierten Labor realen Kurzschlusstests unterzogen, um zu bestätigen, dass sie diesem Standard entsprechen.

Simulation eines Kurzschlusses
Die Simulation verdeutlicht die Kräfteentwicklung bei einem Kurzschluss; Panduit liefert geeignete Kabelschellen-Lösungen und bereitet ideal auf die Prüfung gemäß IEC 61914:2015 vor.
Bild: Panduit

Software simuliert den Kurzschluss

Mit moderner Simulationssoftware modellieren die Forschungs- und Entwicklungstechniker von Panduit so den dynamischen 3-Phasen-Wechselstrom-Kurzschlusstest. Der virtuelle Versuch findet gemäß IEC 61914:2015 über einen Zeitraum von einer Zehntelsekunde statt. Die Simulation verdeutlicht, dass Bauteile Geschwindigkeiten von mehr als 50 m/s entwickeln, Materialien sich verformen und insgesamt katastrophale Ausfälle und Schäden folgen können. Die Ergebnisse der Simulationsentwicklung sind:

  • Anpassung der Steifigkeit, Streckgrenze und Masse von soliden Kupferleitern für den Einsatz unter den möglichen Temperaturbedingungen der Leitungen
  • Entwicklung von Materialmodellen mit hoher Dehnungsrate für jede Komponente
  • Einbeziehung der elektromagnetischen Simulation
  • Entwicklung eines mathematischen Modells mit 30 Variablen, mit dem der Algorithmus für die verschiedenen Koeffizienten ermittelt wird
  • Entwicklung von Kriterien für den Verschleiß von Elementen, um die Simulation von physischem Versagen zu ermöglichen
  • Erfolgreiche Verifizierung in frühen Tests
Kabelschelle von Panduit
Kabelschellen von Panduit, hergestellt nach der IEC 61914:2015 (deutsche Fassung DIN EN 61914:2016), bieten Schutz und Sicherheit für Mensch und Anlage.
Bild: Panduit

Zertifizierte Kabelschellen

Die neue Produktlinie an Kabelschellen werden in Testzentren vom Prüfinstitut KEMA Labs zertifiziert. Dabei liegen die Spitzenwerte des Kurzschlussstroms sehr nahe an denen der Simulation. Außerdem werden folgende Bereiche in den realen Test einbezogen:

  • Temperaturbereich von -60 bis +120 °C
  • Beständigkeit gegen Flammenausbreitung analog der UL 94
  • Prüfung der seitlichen Belastung bei Höchsttemperatur
  • Prüfung der axialen Belastung bei Höchsttemperatur
  • Schlagfestigkeit bei Mindesttemperatur
  • Korrosions- und UV-Beständigkeit
  • Beständigkeit gegen elektromechanische Kräfte

Insgesamt bestimmte die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Panduit schneller und besser die Variablen, die am dreiphasigen Kurzschluss beteiligt sind. In wiederholten Simulationen wurden Konstruktionsänderungen überprüft und Spitzenstrom-Zertifizierungsniveau ermittelt. Zusammenfassend ließen sich der Prototyp- und Testzyklus erheblich reduzieren.

Die Simulation und die realen Tests bestätigen, wie fundamental die kurzschlusssichere Befestigung stromführender Niederspannungs- und Mittelspannungsleitungen ist. Die IEC definiert die Kabelschelle als eine Komponente, die Kabel sichert, wenn sie in festgelegten Abständen entlang der Kabellänge angebracht sind. Ihre Aufgabe besteht darin, statisch ruhende und dynamische Kräfte aufzunehmen und die Stromleitungen fest an Ort und Stelle zu halten. Zudem sollen die Leitungen bei Kurzschluss unbeschädigt bleiben, damit sich die gesamte Anlage wiedereinschalten und weiternutzen lässt.

Die Bedeutung der IEC-Norm 61914:2015

Übersicht über Kurzschlusstests nach IEC 61914:2015
Übersicht über Kurzschlusstests, Prüfung nach IEC 61914:2015 in einer KEMA-Testumgebung; unabhängige, nach ISO 17025 zertifizierte Test-, Inspektions- und Zertifizierungsdienste (IEEE, IEC, UL und ANSI) für elektrische Anlagen.
Bild: Panduit

Bei der Entwicklung der Panduit-Kabelschellen spielt die IEC-Norm 61914:2015 eine besondere Rolle. Der Standard mit dem Zusatz 2015 bildet die aktuelle, umfassendste und weltweit anerkannte Anforderung zum Testen von Kabelschellen. Das 1955 gegründete amerikanische Familienunternehmen erfüllt diese hohen Vorgaben so, dass die Kabelschellen im Kurzschlussfall auch enorme mechanische Kräfte sicher standhalten. Die größte Belastung bei Kurzschlüssen tritt bis zu 0,005 s vor dem Auslösen von Leistungsschaltern und anderen Schutzvorrichtungen auf. Die Kabelschellen fixieren Kabelbündel und sorgen dafür, dass Kabel bei einem Kurzschluss weiterhin sicher befestigt und an Ort und Stelle bleiben. Dadurch wird das Arbeitsumfeld inklusive der Ausrüstung und der Mitarbeiter bestmöglich geschützt sowie Ausfallzeiten verhindert.

Typen für verschiedene Applikationen

Die neuartigen Kabelschellen von Panduit variieren in Größe, Design und Materialien und eignen sich für unterschiedliche Applikationen in prozesstechnischen Anlagen, in der Informationstechnologie und der industriellen Fertigung. Für die unterschiedlichen Anwendungen stehen an Werkstoffen zur Auswahl Aluminium, Kunststoff sowie der sehr korrosionsbeständige, dual zertifizierte Edelstahl 316/316L. Dabei haben die Edelstahl-Kabelschellen gefalzte und abgerundete Kanten, damit sie die Kabel nicht beschädigen. Die Schnalle verfügt über eine eigene Kabelaufnahme und kann Kabel in Vierer- und Kleeblattformation sowie mehradrige Kabel aufnehmen. Wenn die Kabel verlegt sind, kann man die Kabelschelle über eine in der Branche einzigartige Montagehalterung befestigen. Die Halterung lässt sich mit einem handbetriebenen Ratscheninstallationswerkzeug oder einem Werkzeug zum Festziehen einer Schraube spannen und ablängen. Die Bänder werden häufig zusammen mit einer zwischen Band und Kabel eingesetzten Dämpfungsmanschette verwendet, die zusätzlichen Schutz bietet. Zudem ist für die Edelstahl-Kabelbinder eine Kunststoffschnalle erhältlich neben verschiedenen Befestigungshaltern. Als Beispiel erhält man die Edelstahl Kabelschellen für Kabeldurchmesser von 12 bis 86 mm in Breiten von 12,7 bis 19,1 mm für Kurzschlussströme von 45 bis 188 kA. Selbstverständlich sind professionelle Werkzeuge für die fachgerechte und schnelle Installation ebenso erhältlich. (ge)

www.panduit.de

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