Die Kemptener 3S-Smart Software Solutions wurde Anfang Juli 20 Jahre alt. Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten fand auch das jährliche Usergroup Meeting mit Kunden, Distributoren und Partnern statt. Manfred Werner und Dieter Hess, Geschäftsführer des Unternehmens, nutzten die Gelegenheit, neben einem kurzen Blick in die Vergangenheit vor allem das Potenzial von Codesys für die Zukunft darzustellen.
„Wir schreiben das Jahr 1994“, begann Manfred Werner seinen kurzen Rückblick während des Anwendertreffens anlässlich des 20-jährigen Bestehens. 1993 sei Windows 3.11 eingeführt worden und Helmut Kohl Bundeskanzler gewesen. „Die Bildschirme wurden farbig“, erinnert er sich, „und es erfolgte der Umstieg von DOS auf Win-dows.“ Zur selben Zeit wurde mit der IEC 61131-3 ein neuer Standard für die Programmierung von Steuerungen eingeführt, und Manfred Werner und Dieter Hess sahen ihre Chance: „Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen, wir waren zu zweit, also schrieb einer das Programmiertool und der andere die Runtime.“ Im Juli 1994 folgte die Gründung der 3S-Smart Software Solutions GmbH mit Codesys 1.0. Erste Erfolge stellten sich 1995 nur langsam ein, die Wende brachte 1995 die Interkama.
Ende der 90er Jahre entschlossen sich die beiden Geschäftsführer zur Umstellung des Lizenzmodells. Fortan gab es günstige Starterpakete, ein kostenloses Programmiertool sowie kostenpflichtige Runtime-Lizenzen. Mit der Einführung der Codesys Automation Alliance und der Schaffung einer eigenen Community begann außerdem eine umfassende Vermarktung der Tools. Dazu wurden auch die Anforderungen der OEMs ausgiebig auf den seit 1995 jährlich stattfindenden User-Treffen diskutiert. „So hatten wir auch regelmäßigen Kontakt zu den Endanwendern“, erinnert sich Manfred Werner.
Im April 2009 wurde die zweite Erweiterung des im Jahr 2003 fertig gestellten eigenen Firmengebäudes in Kempten bezogen. „Wir haben alle Bereiche kontinuierlich ausgebaut“, blickte Werner zurück: „Die Entwicklung ist jedoch vor allem so positiv verlaufen, weil wir neben der guten Idee, Mut und Glück insbesondere auch faire Kunden und engagierte Mitarbeiter haben.“ Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern einen Umsatz von 12 Mio. Euro.
Grundumfang bietet alle Funktionen
„Musste man in der Vergangenheit für jeden Kunden alle Elemente einer Steuerung neu entwickeln, so hat Codesys hier einen prinzipiellen Wechsel gebracht“, erklärte Dieter Hess. Aus jeder neu zu entwickelnden Steuerung – bestehend aus Laufzeitsystem, Kommunikationsprotokoll, Codegenerator, Compiler sowie den Online-Diensten und der Bibliotheksverwaltung – entstand ein einheitliches Codesys. Laut Hess sind seit 2000 alle notwendigen Funktionen im Grundumfang vorhanden, sodass die Anpassung an die Hardware durch Konfiguration erfolgt. Eine große Zahl von Referenz-Implementationen dient heute dem Nachweis der Funktion auf allen gängigen Plattformen. Damit sind laut Hess ein kompletter System-Test sowie der unmittelbare Nachweis der Funktionalität möglich. Die Weiterentwicklung von Codesys sowie die gesammelten Felderfahrungen kommen heute allen Kunden zugute. „Dabei gilt, dass jede Funktion allgemein gültig sein muss und dass es bei Codesys keine Unterscheidung der Kunden-Tools gibt. Kunden differenzieren sich über Hardware und Applikationstechnologie“, erläuterte Dieter Hess.
Zentrale Aufgabe von Codesys (Controller Development System) ist die Generierung und Ausführung von Steuerungs-Code. Daraus resultiert das bis heute gültige Prinzip, Laufzeitfunktionen durch Code zu realisieren. Neben Online-Änderungen sind die Symbolkonfiguration, das I/O-Mapping, I/O-Treiber, Feldbus-Stacks sowie Visualisierung und Motion Control möglich. Die Nutzung von IEC-61131-3-Systemfunktionen bietet Konsistenz, sichert die Wartbarkeit ohne Laufzeitsystem-Update und ermöglicht auch die Unterstützung kleiner Systeme. Oft werden jedoch Erweiterbarkeit, eigene Konfiguratoren und Konnektivität zu anderen Tools benötigt. Dazu werden bei Codesys aktuelle Technologien wie C# und .net unterstützt. Über die Jahre ist ein modulares System entstanden, das auf etablierten und akzeptierten Technologien beruht und jederzeit eine Erweiterung der Funktionalitäten ermöglicht.
„Unser Fazit ist“, so Dieter Hess: „Einen Generationswechsel wie zu V3 wird es zukünftig nicht mehr geben. Alle Projekte werden kompatibel bleiben und bestehende Laufzeitsysteme können auch in Zukunft uneingeschränkt genutzt werden.“ Immerhin waren 2013 etwa 700.000 Geräte mit Codesys im Einsatz. „Obwohl die Plattform nicht verlassen werden muss, können einzelne Komponenten komplett neu geschrieben oder es kann die Technologie gewechselt werden. Dazu trägt die objektorientierte Programmierung bei, die von Anfang an Bestandteil von Codesys V3 war und mittlerweile – auf Betreiben von 3S-Smart Software Solutions – auch in den IEC-61131-3-Standard eingeflossen ist.“
Bei der Weiterentwicklung verfolgt 3S-Smart Software Solutions die aktuellen Technologietrends und wird sie bei Bedarf auch integrieren. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sind Javascript/HTML 5 in der Webvisu sowie OPC UA, FDT und EtherNet/IP als Feldbus. Beispiele für die Zukunft werden laut der beiden Geschäftsführer 64-bit-Windows und Multicore-CPUs im Laufzeitsystem sein. Das Unternehmen möchte sinnvolle Tools und Paradigmen aus dem Software-Engineering sowie aus der PC-Welt anpassen und übernehmen. Beispiele für diesen Trend sind die Professional Developer Edition, die SVN-Integration sowie ein Testmanager. Auch webbasierte Funktionalität spielt eine immer größere Rolle. Und mit dem Codesys Store bietet das Unternehmen einen Online-Marktplatz für Zusatzprodukte rund um Codesys. Manfred Werner und Dieter Hess sind sich einig: „All diese Verbesserungen kommen den Kunden und Anwendern zugute. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Plattform ist der größte Nutzen von Codesys.“ ge
Teilen:
