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„Systems Engineering wird im Umfeld der Industrie-4.0-Transformation enorm wichtig“

Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici, Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik, Ruhr-Universität Bochum
„Systems Engineering wird im Umfeld der Industrie-4.0-Transformation enorm wichtig“

„Systems Engineering wird im Umfeld der Industrie-4.0-Transformation enorm wichtig“
Bild: ITM
Interdisziplinäres Denken bis hin zur sinnvollen – wenn auch schwer umsetzbaren – Fusion der Ingenieurfakultäten ist für Prof. Michael Abramovici Grundlage der ganzheitlichen Entstehung von Produkten. Das legt auch die Basis für die Umsetzung von Industrie-4.0-Konzepten. Neben interdisziplinären Studiengängen wird es in Bochum demnächst auch eine Professur für Cyber Mechanical Systems geben.

develop3: Wie definieren Sie den Begriff Systems Engineering und welche Rolle spielt dieser beziehungsweise die disziplinübergreifende Zusammenarbeit in der Arbeit Ihres Instituts?

Abramovici: Unter Systems Engineering verstehe ich die systematische, kooperative, interdisziplinäre Entwicklung und Realisierung sehr komplexer technischer Systeme unter Berücksichtigung aller Lebenszyklusphasen. Systems Engineering spielt eine zentrale Rolle in der Arbeit unseres Instituts. In einem großen Forschungsprojekt zum Beispiel arbeiten innerhalb unseres Instituts die Lehrstühle für Produktentwicklung, Produktion und Automatisierung sowie Maschinenbauinformatik sehr eng zusammen, um Methoden zum Engineering komplexer Product-Service-Systeme zu entwickeln. In diesem Projekt sind darüber hinaus auch Kollegen der Wirtschafts- und Arbeitswissenschaft beteiligt. An unserem Lehrstuhl sind die meisten Lehrangebote und Projekte interdisziplinär, Produkt-Lebenszyklus-übergreifend. Dazu gehören Themen wie zum Beispiel Requirements Engineering, Software Engineering, Simulation, Workflow-, Konfigurations-, Varianten- und Änderungsmanagement beziehungsweise Methoden und Werkzeuge zur Daten-, Prozess- und Wissens-Modellierung. Systems Engineering wird im Umfeld der Industrie-4.0-Transformation auch in Zukunft enorm an Bedeutung gewinnen.
develop3: Welche Aufgaben stellen sich aus Ihrer Sicht speziell im Bereich der Forschung, um ein erfolgreiches Systems Engineering zu ermöglichen? Ist Ihr Institut dazu ebenfalls interdisziplinär aufgestellt und/oder arbeiten Sie mit Kollegen anderer Fachrichtungen zusammen?
Abramovici: Wichtige Forschungsaufgaben für ein erfolgreiches Systems Engineering liegen in der Entwicklung interdisziplinärer Vorgehensweisen, Methoden, Modelle und IT-Systeme vor allem in den folgenden Bereichen:
  • Kollaboratives Multiprojekt-Management
  • Anforderungs-Engineering und -Management
  • Funktions- und Architektur-Modellierung und -Simulation
  • Konfigurationsmanagement
  • Interdisziplinäre Simulation in frühen und späten Produkt-/ Systementwicklungsphasen
  • Agile Systems-Engineering-Vorgehensmodelle
  • Integration von Produkt- und Produktions-Entwicklungsmethoden
  • Integration des Service-Engineerings in Systems-Engineering-Methoden
  • Methoden zur Risikoanalyse
  • Methoden zur Zuverlässigkeitsanalyse
  • Systems-Engineering-Methoden für smarte Produkte
Unser Institut für Product und Service Engineering gehört zur Fakultät für Maschinenbau und hat daher einen Schwerpunkt im Maschinenbau. Wir decken dabei aber die Kompetenzen aller Produkt-Lebenszyklusphasen ab, von der Produkt-/Service-Entwicklung und Regelungstechnik bis hin zu Produktplanung, Vertrieb und Service-Erbringung sowie dem Product Lifecycle Management. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit Kollegen anderer Ingenieurdisziplinen (Elektrotechnik, Informationstechnik, Bauingenieurwesen), aber auch mit Kollegen anderer Fakultäten wie etwa Wirtschaftswissenschaften, Psychologie oder Soziologie zusammen.
develop3: Welche Konsequenzen hat der Gedanke des Systems Engineerings für die Lehre? Wie werden sich Studiengänge des Maschinenbaus und der Elektrotechnik auch angesichts der steigenden Bedeutung der Software in Produkten verändern?
Abramovici: Obwohl unsere Fakultäten und Lehrstühle einen Disziplinbezug haben, vertritt und vermittelt jeder Kollege in der Lehre den Systems-Engineering-Gedanken und arbeitet eng mit anderen Kollegen zusammen. Viele Übungen und studentische Arbeiten sind bereits heute interdisziplinär ausgerichtet und betrachten Produkte als ganzheitliche Systeme. Ein Beispiel ist die Entwicklung ‚intelligenter‘ Produkte auf der Basis von Lego-Mindstorm-Robotern. Wir planen neue interdisziplinäre Studiengänge im Umfeld von Industrie 4.0, an denen sich auch Kollegen aller anderen Ingenieur-Fakultäten und angrenzenden Disziplinen beteiligen sollen. Eine Fusion der Ingenieurfakultäten, vor allem der Maschinenbau-, Elektrotechnik- und IT-Fakultäten wäre eine sinnvolle, wenn auch schwer umsetzbare Maßnahme. Unabhängig davon werden Fakultäten verschiedener Disziplinen zukünftig viel stärker als bisher in Lehre und Forschung zusammenarbeiten. Auch innerhalb einzelner Fakultäten befassen sich mehrere Lehrstühle mit der Software innerhalb von Produkten. Dies gilt zum Beispiel für unseren Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik, für den Lehrstuhl für Regelungstechnik und Systemtheorie und für den Lehrstuhl für Eingebettete Systeme. Darüber hinaus wird in unserer Fakultät demnächst eine Professur für Cyber Mechanical Systems eingerichtet. co

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