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Neue Normen im Doppelpack

DIN EN ISO 14119 und die Betriebssicherheitsverordnung
Neue Normen im Doppelpack

Im April und Juni 2015 enden die Übergangsfristen für zwei neue Regelwerke der Maschinensicherheit. Die DIN EN ISO 14119 richtet sich an den (Elektro-)Konstrukteur und beschreibt in ihren Leitsätzen die Gestaltung von trennenden Schutzeinrichtungen sowie die Auswahl von Sicherheitsschaltern und -zuhaltungen, während sich die neue Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) eher an die Betreiber wendet. Beide betonen die Bedeutung des Manipulationsschutzes.

Frank Schmidt ist Leiter Normen-, Gremien- und Verbandsarbeit bei K.A. Schmersal

Gleich mehrere Untersuchungen kamen in der Vergangenheit zu dem Ergebnis, dass es in rund einem Drittel der jeweils befragten Industriebetriebe zu Manipulationen an den Schutzeinrichtungen der Maschinen und Anlagen kommt. Damit ist ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko verbunden, und die eigentlichen Ziele der Maschinensicherheit werden dadurch konterkariert.
Deshalb ist es zu begrüßen, dass die neueren Regelwerke die Manipulationssicherheit stärker berücksichtigen. Parallel dazu haben die Hersteller von Sicherheits-Schaltgeräten neue Baureihen entwickelt, die ein hohes Maß an Manipulationsschutz bieten.
Schaltgeräte nach DIN EN ISO 14119
Die erste der beiden neuen Normen ist die DIN EN ISO 14119: „Sicherheit von Maschinen – Verriegelungseinrichtungen in Verbindung mit trennenden Schutzeinrichtungen – Leitsätze für Gestaltung und Auswahl“. Sie wendet sich an die Konstrukteure im Maschinen- und Anlagenbau, ist bereits in Kraft und beschreibt die Gestaltung der Stellungsüberwachung von beweglichen trennenden Schutzeinrichtungen (d.h. von Schutztüren). Sie ersetzt die bisherige EN 1088 und ist als ISO-Norm weltweit, d.h. über die Europäische Union hinaus, gültig. Für die Nutzung der EN 1088 gilt bzw. galt eine Übergangsfrist bis zum 30.4.2015.
Manipulation vermeiden
Zu den grundsätzlichen Neuerungen der DIN EN ISO 14119 im Vergleich zur EN 1088 gehört ein Flow-Chart, das eine Vorgehensweise zur Bewertung von Manipulationsanreizen gibt. Ziel ist es hier, die Manipulationsanreize zu erkennen und zu mindern bzw. zu eliminieren. DIN EN ISO 14119 unterstützt den Konstrukteur auch bei der Ermittlung von Manipulationsanreizen. Die Norm schlägt eine Matrix vor, in der die einzelnen Aufgaben des Bedieners an der Maschine (Testlauf, Rüsten, manueller Werkstückwechsel…) als auch die möglichen Motivationen für Manipulation (kleinerer Arbeitsweg, Vermeidung von Unterbrechungen…) aufgeführt sind.
Klassifizierung von Sicherheits-Schaltgeräten
Ebenfalls neu ist die Klassifizierung der „Verriegelungseinrichtungen mit und ohne Zuhaltung“ (d.h. von Sicherheitsschaltern, -sensoren und -zuhaltungen) in vier verschiedene Bauarten: unkodierte und kodierte elektromechanische Geräte (Bauart 1 und 2) sowie elektronische bzw. mechatronische Geräte (Bauart 3 und 4; Bild 3). Bei den kodierten Geräten wird jeweils zwischen drei Kodierungsstufen unterschieden. Das soll dem Konstrukteur die Auswahl der Sicherheits- Schaltgeräte vor dem Hintergrund der Bewertung von Manipulationsanreizen erleichtern.
BetrSichV: Schutzeinrichtungen dem Stand der Technik anpassen
Das zweite Regelwerk – die neue Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) – ist vor allem für die Betreiber von Maschinen und Anlagen relevant, d.h. für die Betriebsleiter und Sicherheitsingenieure in der Produktion. Sie tritt zum 1. Juni 2015 in Kraft und bringt unter anderem eine neue Pflicht für die Betreiber mit sich: Sie sind laut §3 gehalten, die Gefährdungsbeurteilung regelmäßig zu überprüfen und ggfs. zu aktualisieren. „Dabei“ – so der Wortlaut – „sind die Maßnahmen entsprechend der Fortentwicklung des Standes der Technik anzupassen.“ Dies gilt prinzipiell auch für den Altbestand. Hier könnte somit in der Praxis eine sicherheitstechnische Nachrüstung erforderlich sein.
Stärkere Berücksichtigung des Manipulationsschutzes
Ebenfalls neu ist die verstärkte Berücksichtigung der Manipulation von Schutzeinrichtungen in §6 der BetrSichV. Hier ist – wie bereits dargestellt – eine deutliche Verbindung der „Betreiberverordnung“ zur neuen DIN EN ISO 14119 als „Herstellernorm“ zu erkennen. Im Wortlaut der BetrSichV heißt es: „Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass (…) Schutzeinrichtungen nicht manipuliert oder umgangen werden können.“ Hier kommt noch eine dritte Norm ins Spiel. Die DIN EN ISO 12100 schlägt einen iterativen Prozess zwischen Maschinenhersteller und Konstrukteur vor – mit dem Ziel, die vom Maschinenbetrieb ausgehenden Risiken zu vermindern.
Somit stehen nun sowohl die Konstrukteure als auch die Betreiber von Maschinen stärker in der Pflicht, den Manipulationsschutz zu berücksichtigen. Bei der Auswahl von Sicherheits-Schaltgeräten wird ihnen diese Aufgabe leicht gemacht. Zwar gab es immer schon Baureihen z.B. von elektromechanischen Sicherheitsschaltern mit kodiertem Betätiger. Inzwischen stehen mechatronische Sicherheits-Schaltgeräte zur Verfügung, die sich einfach in die Umgebungskonstruktion integrieren lassen und verschiedene Levels von Manipulationsschutz bieten.
Neue Bauarten von kodierten Sicherheitsschaltern
Denn die von Schmersal entwickelte Sicherheitssensorik auf RFID-Basis, die u.a. bei den Sicherheitssensoren der Baureihen RSS 16, RSS 36, RSS 260 sowie bei der Sicherheitszuhaltung AZM 300 zum Einsatz kommt, erlaubt eine individuelle Codierung der Betätiger. In der Grundversion akzeptiert der Sensor jedes geeignete Target der RSS-Familie. Eine zweite Ausführung für verschärften Manipulationsschutz reagiert nur auf ein individuell zugeordnetes Target. Der Anlernvorgang lässt sich beliebig oft wiederholen. Schließlich ist noch eine dritte Variante für höchsten Manipulationsschutz lieferbar, die nur dasjenige Target akzeptiert, das beim erstmaligen Einschalten eingelernt wurde.
Praxisgerechte Regelwerke
Aus Sicht des Praktikers handelt es sich sowohl bei der DIN EN ISO 14419 als auch bei der neuen BetrSichV um Regelwerke, deren Umsetzung die Maschinensicherheit verbessern wird. Dennoch werden sich weitere Fragen ergeben. Die Schmersal Gruppe wird diesen Prozess begleiten und in ihrem Schulungszentrum tec.nicum sowie an weiteren Veranstaltungsorten Seminare anbieten, die sich ausführlich sowohl mit der BetrSichV als auch mit der DIN EN ISO 14119 beschäftigen.

INFO & KONTAKT

3732472

K. A. Schmersal Holding GmbH & Co. KG
Frank Schmidt
Möddinghofe 30
42279 Wuppertal
Tel.: 0202 6474-0
Broschüre und Poster zur DIN EN ISO 14119
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