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Neue Norm für mehr Sicherheit

EU verschärft Brandschutz bei Kabeln
Neue Norm für mehr Sicherheit

Erst vor wenigen Wochen kamen bei einem Brand im französischen Rouen 13 Menschen ums Leben. Die Opfer erstickten laut Polizei durch die giftigen Gase, die durch den Brand freigesetzt wurden. Um die Sicherheit zu erhöhen hat die Kabelindustrie schwer entflammbare, halogenfreie Kabel und Leitungen entwickelt. Außerdem haben das europäische Parlament und der Europarat die Sicherheitsanforderungen noch weiter verschärft.

Ersticken oder Vergiften durch Verbrennungsgase ist die häufigste Todesursache bei Bränden. Das Feuer frisst den Sauerstoff in geschlossenen Räumen auf und es entstehen Kohlendioxid (CO2) und Kohlenmonoxid (CO). Große Schäden entstehen zudem durch toxische und dioxinhaltige Verbrennungsrückstände, kontaminiertes Löschwasser sowie korrosive und giftige Rauchgasrückstände. Die jährliche Schadenssumme durch Feuer beträgt in Deutschland beträgt rund 1 Mrd. Euro, wobei fast 50 % auf die Sekundärschäden entfallen.

Auflagen an den Brandschutz gestiegen
Sicherheit geht vor: Deshalb sind die gesetzlichen Vorgaben an den Brandschutz beim Bau von Gebäuden und Produktionsanlagen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die Auswahl der verbauten Materialien wird in Sachen Sicherheit genau definiert. Das betrifft auch Kabel und Leitungen. So gibt es heute sogenannte Brandschutzkabel, die im Brandfall eine geringe Rauchgasdichte haben, weniger giftige Gase produzieren und die Flamme nicht wie eine Zündschnur fortleiten. Sie verbessern bei einem Brand die Überlebenschancen der Menschen und verringern die Gesundheitsrisiken beim Einatmen der Rauchgase. Bei geringerer Rauchentwicklung haben flüchtende Menschen eher eine Chance, den Fluchtweg zu erkennen und sich zu retten. Eine weitere Herausforderung bildet das Thema Brandfortleitung. Das Feuer kann sich bei unzureichender Brandschottung in wenigen Sekunden über die installierten Kabelwege ausbreiten. Eine Studie der Universität Lund zeigt, dass das Zeitfenster, in dem eine sichere Flucht möglich ist, teilweise nur bei rund einer Minute liegt.
Keine korrosiven Gase
Um die Sicherheit entsprechend zu erhöhen, hat die Kabelindustrie schwer entflammbare, halogenfreie Kabel und Leitungen entwickelt. Diese enthalten keine reaktionsfreudigen Elemente wie Brom, Jod, Fluor und Chlor. Dadurch werden keine korrosiven Gase freigesetzt und die Augen sowie die Atemwege werden deutlich weniger gereizt. Darüber hinaus entstehen keine aggressiven chemischen Verbindungen mit dem Löschwasser, womit große Folgeschäden durch Korrosion vermieden werden. Des Weiteren ist der Anteil toxischer Gase gering und es gasen keine hochgiftigen Dioxine mehr aus. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass mit halogenfreien Kabeln mit verbessertem Brandverhalten der bereits erwähnte Zündschnureffekt vermieden wird. Das heißt, sie sind schwer entflammbar und besitzen eine geringe Brandfortleitung. Damit kann sich der Brandherd nicht weiter ausbreiten. Zudem werden Flucht- und Löschwege der Feuerwehr kaum durch dichten Qualm behindert.
Die Lapp-Gruppe hat gleich mehrere solche Kabeltypen im Angebot, darunter die Etherline Heat 6722, die der Stuttgarter Kabel-Spezialist eigens für die Verkabelung in Bussen entwickelt hat, in denen sich viele Fahrgäste auf engem Raum aufhalten. Dieses Kabel hat einen Mantel aus Spezial-PUR und erfüllt die Klasse 3 der DIN ISO 6722, der wichtigsten Norm für Kabel in Automobilen. Für die Klasse 3 muss das Kabel über lange Zeit einen Temperaturbereich von -40 bis +105 °C aushalten (normal sind -20 bis +90 °C), kurzfristig sogar +125 °C. Wobei mit „kurzfristig“ 4500 Stunden gemeint sind, also ein halbes Jahr. Ein weiterer Leitungstyp mit verbessertem Brandverhalten ist die Etherline Fire Cat.5e PH120, ein flexibles, industrietaugliches Datenkabel für die feste Verlegung in Gebäuden. Es garantiert einen Isolationserhalt bei Brandeinwirkung für mindestens 120 Minuten, gemäß der Norm EN50200, die den Erhalt der grundlegenden elektrischen Eigenschaften fordert. „Soweit wir wissen, ist es das einzige Kabel auf dem Markt, das mindestens zwei Stunden im Feuer aushält und dabei immer noch Daten überträgt“, sagt Ralf Moebus, Leiter Automation & Networks bei der Lapp-Gruppe.
Neue europäische Norm in Kraft getreten
Mit der neuen Bauprodukte-Verordnung, die am 1. Juli 2013 in Kraft trat, haben das europäische Parlament und der Europarat die Sicherheitsanforderungen noch weiter verschärft. Neben anderen Bauprodukten wurden auch Strom-, Steuer- und Kommunikationskabel als Bauprodukte brandschutztechnisch klassifiziert und in der EU-Verordnung Nr. 305/2011 verbindlich geregelt. Je nach Brandverhalten werden sie den Euroklassen A bis F zugeordnet. Berücksichtigt sind auch die Wärmefreisetzung und Flammenausbreitung. In Bezug auf die Rauchentwicklung, Azidität und brennendes Abtropfen gibt es jeweils drei zusätzliche Klassen. Die entsprechenden Prüf- und Bewertungsverfahren sind in der harmonisierten Norm „EN 50575 Starkstromkabel und -leitungen, Steuer und Kommunikationskabel – Kabel und Leitungen für allgemeine Anwendungen in Bauwerken in Bezug auf die Anforderungen an das Brandverhalten“ festgelegt. Dementsprechend wird von einer notifizierten Stelle eine Konformitätsbewertung durchgeführt und eine Leistungsbeständigkeitsbescheinigung ausgestellt. Das Brandsicherheitsniveau der Kabel ist dabei abhängig vom Gebäudetyp und die Hersteller müssen zu jedem Produkt eine Leistungserklärung abgeben, aus der die Zuordnung für den Brandschutz des Bauwerks erkennbar wird. In Gebäuden mit sehr hohem Sicherheitsbedarf wie Krankenhäusern, Altersheimen und Kindertagesstätten schlägt der Zentralverband der deutschen Elektroindustrie (ZVEI) vor, Brandschutzkabel der europäischen Brandklasse B2 zu verwenden, in Gebäuden mit hohem Sicherheitsbedarf wie Büro- und Verwaltungsgebäuden sollten Brandschutzkabel der europäischen Brandklasse C eingesetzt werden.
Die Anwendung der harmonisierten Norm für Kabel und Leitungen unter der Bauprodukte-Verordnung EN 50575:2014 ist am 10. Juni 2016 in Kraft getreten. Die Koexistenzperiode hat am 01.07.2016 begonnen und endet am 01.07.2017. Das bedeutet nun viel Arbeit für die Kabelhersteller. Sie müssen nach der neuen Norm prüfen und entsprechende Leistungserklärungen abgeben. Die Lapp-Gruppe hat diese Prüfung bereits für mehrere Kabel durchgeführt und vom VDE wurde beispielsweise die Leistungsbeständigkeit für die Ölflex Classic 100H bescheinigt. Entsprechend EN 13501-6 ist diese Produktfamilie und auch die Ölflex Classic 110H nun für die Euroklasse klassifiziert. Weitere Leitungsfamilien der Gruppe werden nun nach und nach entsprechend der Bauprodukte-Verordnung (CPR) durch notifizierte Stellen geprüft und klassifiziert._ik

Kontakt

info

U.I. Lapp GmbH
Stuttgart
Tel. +49 711 7838-01
Direkt zu den halogenfreien Kabeln der Lapp-Gruppe:
http://t1p.de/82yk
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