Die Prozess- und Systemintegration über die komplette Supply Chain hinweg spielt eine immer wichtigere Rolle. Insellösungen haben damit keine Zukunft – und der MES-Ebene als Integrations-Datendrehscheibe kommt eine immer größere Bedeutung zu. Davon kann auch das Energiemanagement profitieren.
Dr.-Ing. Harald Hoff ist Geschäftsführer der HIR Hoff Industrie Rationalisierung GmbH in Wiesbaden www.hirgmbh.de
Was einmal mit der Ablösung der guten alten Wand-Planungsboards durch elektronische, grafische Plantafeln wie dem AHP-Leitstand begonnen hat, ist heute weitaus mehr als nur Fertigungssteuerung und etwas Betriebsdatenerfassung. Dabei haben State-of-the-Art-Manufacturing-Execution-Systeme ihre ‚Fesseln‘ durch Normen wie die ANSI/ISA 95 sowie die Abgrenzung der Hoheitsgebiete der ERP- und CAQ-Systeme längst gesprengt beziehungsweise deren Terrain erobert.
Ein Ende dieser Entwicklungen ist nicht abzusehen. Aber beginnen wir vorn. Gemäß der VDI-Richtlinie 5600 ist ein MES durch den in Abbildung 1 dargestellten Aufgabenumfang definiert. Handelt es sich also doch nur um den Lückenschluss zwischen ERP und Leitebene? Der Gedanke relativiert sich sofort, wenn man Abbildung 2 betrachtet – entwickelt bei der HIR GmbH. Zu sehen ist jetzt der Funktionsumfang, der bei MES-Projekten im Scope sein kann. Beachtet man nun die gestrichelte Umrandung, zählen dazu sowohl die Schnittstellen zum überlagerten ERP-System als auch SCADA-Funktionen der unterlagerten Fertigungsebene. Die Ursachen für diese Entwicklung liegen auf der Hand. Neben der verstärkten Verwendung von DataMatrix-Codes, kamerabasierten Erfassungssystemen und anderem, spielt die Prozess- und Systemintegration über die komplette Supply Chain inklusive ERP, MES, QS und Logistiksteuerungssystemen eine immer wichtigere Rolle.
Ein gutes Beispiel sind länder- und kundenspezifische Verpackungsvarianten, gegebenenfalls ergänzt um optionale, auftragsspezifische Konfigurationsvarianten. Eine derartige Situation führt zu Prozess- und Systemanforderungen über die ganze Prozesskette von der Angebotserstellung und Kundenauftragserfassung über die Disposition, Produktionsplanung und -steuerung bis hin zu den Produktions- und Verpackungsprozessen selbst. Vielfach kommt auch noch die Sicherstellung der Up- und Downstream-Traceability hinzu – je nach Branche und Produkt mit Los-, Batch- oder Seriennummernbezug.
Für alle Beteiligten heißt das: Insellösungen waren gestern, aber die Integration setzt eben auch einheitliche Ordnungsbegriffe, Datenstrukturen und Bezüge voraus, zum Beispiel bei Teilenummern, Arbeitsplänen und Aufträgen. In diesem Szenario kommt der MES-Ebene als Integrations-Datendrehscheibe eine immer größere Bedeutung zu. Dabei hat man über das MES-Zukunftsthema Energiemanagement noch gar nicht gesprochen.
INFO-TIPP
Dr. Harald Hoff hält zu diesem Thema einen Vortrag anlässlich des Automatisierungstreffs in Böblingen.
Donnerstag, 21. März, 11:00 Uhr
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