In einem Windpark in Gaildorf bei Schwäbisch Hall werden Windräder mit Pumpspeichertechnik kombiniert. Dafür wurden insgesamt vier Hybridtürme in den Limpurger Bergen gebaut, die jeweils von einer Gondel sowie drei Rotorblättern gekrönt werden. Jedes einzelne Windrad erzeugt eine Leistung von 3,4 MW und kann mit mehr als 10 GWh pro Jahr etwa 2500 Vier-Personen-Haushalte versorgen. Damit möchte die Max Bögl Wind AG nicht nur einen ambitionierten Beitrag zur Energiewende leisten. Das Unternehmen hat die Anlage nicht nur errichtet, sondern betreibt sie auch.
Funktionsweise der Hybridlösung
Der untere Teil der Türme hat jeweils einen deutlich größeren Durchmesser als der obere und steht in einem großen runden Becken. Wenn im Windrad selbst oder im Netz überschüssiger Strom vorhanden ist, wird mit dieser elektrischen Energie Wasser in die Höhe und in zwei Behälter gepumpt. Wird der Strom im Netz dagegen knapp, fällt das Wasser 200 m tief ins Tal und treibt drei Turbinen von Voith an. In den 40 m hohen Sockel des Windrads – das Aktivbecken – passen dafür jeweils 7100 m³ Wasser und das bereits erwähnte, große Außenbecken – das Passivbecken – fasst noch einmal 43.000 m³. Im Betonbau kommen dafür Materialien und Montagetechniken zum Einsatz, die in dieser Kombination wohl weltweit noch nie verwendet wurden. Die „Wasserbatterien“ sind zudem mit einem 2 m dicken Rohr verbunden, das ins Tal unter das Bett des Flusses Kocher und dort in ein dafür angelegtes Unterbecken führt. Bevor die Anlage im Dezember 2017 ihren Betrieb aufnahm, wurde das System mit 160.000 m³ Wasser befüllt.
Technik von Lapp und GE Renewable Energy
Die vier Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von jeweils 3,4 MW hat GE Renewable Energy geliefert. Das Unternehmen stellt hohe Ansprüche an die elektrische Ausrüstung – auch an die Kabel in der Gondel sowie im Turm. Da Lapp schon in anderen Anlagen von GE Kabel für Gondeln zugeliefert hat, ist der Hersteller bereits als Lieferant gelistet. In diesem Zusammenhang wurde Lapp auch von Max Bögl Wind als Lieferant für die Kabel im Turm angefragt:. „Wir bekommen von GE ein Lastenheft, in dem für jedes Kabel genau die Spezifikationen wie Abmessungen, Temperatur-, Torsions-, Witterungsbeständigkeit und vieles mehr gelistet sind“, erklärt Andreas Müller, der bei Lapp für die Windkraftbranche zuständig ist. Der Hersteller hat den Auftrag dann erhalten und termintreu abgewickelt. „Wir sind stolz, den Ansprüchen von Max Bögl Wind zu entsprechen“, sagt Michael Bodemer, Vertriebsleiter Projektgeschäft Deutschland bei Lapp. „Hier geht es um technisch anspruchsvolle Kabel und Leitungen, gepaart mit einem sehr hohen Serviceanspruch in Bezug auf Schnitte, Beschriftungen, Etiketten und spezielle Kabeltrommeln. Nur wer hier ein Rundum-Sorglos-Paket bieten kann, kommt überhaupt in die engere Auswahl.“
Internationale Herausforderung
Max Bögl Wind wird das Konzept in Zukunft weltweit vermarkten, da der Bedarf an Speicherlösungen zur dezentralen Energieerzeugung mit erneuerbaren Energien groß ist. Lapp ist dabei auch bei anderen Projekten des Unternehmens überall auf der Welt im Rennen. Für den Kabelhersteller ist das eine willkommene Herausforderung, da das Unternehmen die erforderlichen Kabel entweder in Deutschland oder in anderen Werken in Europa fertigen kann. Darüber hinaus bietet es beispielsweise mit einem Kompetenzzentrum in Singapur sowie mit Fertigungsstandorten in China, Indien und Korea weitere internationale Anknüpfungspunkte. „Auch auf dem asiatischen Kontinent haben wir genügend Know-how, um große Aufträge für Windkraftanlagen in bester Qualität beliefern zu können“, sagt Andreas Müller dazu.
Speicher für die Energiewende
Der Naturstromspeicher in Gaildorf ist hoch effizient: Die drei Turbinen im Tal leisten 16 MW und die Kapazität des Speichers beträgt 70 MWh. Bis zu 5 h Flaute aber auch kürzere Diskrepanzen zwischen Erzeugung und Nachfrage im Netz lassen sich damit ausgleichen. Das Umschalten vom Einspeisen ins Netz auf Speichern oder retour dauert nur 30 Sekunden. Dies erhöht die Flexibilität und sichert zusätzliche Einnahmequellen, da die Anlage gut bezahlte Dienstleistungen – sogenannte Netzdienstleistungen – anbieten kann, um Instabilitäten wie Änderungen der Netzfrequenz auszugleichen oder Blindleistung bereitzustellen.
Die Erzeugung und Speicherung am selben Ort sind ein wichtiger Beitrag zur Energiewende. Jede zweite Photovoltaikanlage in Deutschland wird heute mit einem Batteriespeicher verkauft. Sonnenstrom vom Dach und ein Speicher im Keller machen Verbraucher unabhängiger von steigenden Preisen und tragen zur Stabilisierung des Stromnetzes bei. Dieses Prinzip könnte nun auch die Windbranche erobern. „Mit der Wasserbatterie und den Hybridtürmen machen wir die Windkraft als Energiequelle noch attraktiver und effizienter und stellen gleichzeitig neue Rekorde auf“, sagt Josef Knitl, Vorstand bei Max Bögl Wind. ik
Weitere Informationen zum Angebot von Lapp im Wind-Bereich:
http://hier.pro/TjqUa
Hannover Messe: Halle 11, Stand C03