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Futurelab – Verbindungslösungen der Zukunft von Lapp

Futurelab – Verbindungslösungen der Zukunft
Georg Stawowy, Vorstand für Technik und Innovation bei Lapp, im Gespräch

Im Rahmen der Hannover Messe hat Lapp den Messebesuchern Einblicke in aktuelle Entwicklungen gewährt. Welche vier Themenfelder dafür vorgestellt wurden, welche Rolle Industrie 4.0 für das Unternehmen spielt und wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen wird, erklärt Georg Stawowy, Vorstand für Technik und Innovation bei Lapp, im Gespräch mit der elektro AUTOMATION.

Interview: Irene Knap und Michael Corban, Redaktion elektro AUTOMATION

elektro AUTOMATION: Herr Stawowy, eigens für die Hannover Messe 2019 hat Lapp einen Teil des eigenen Messestandes zum Futurelab umgestaltet. Was hat es damit auf sich?

Georg Stawowy: Im Futurelab haben wir den Messebesuchern einen Einblick in die Entwicklungen gegeben, mit denen wir uns derzeit beschäftigen. Mit Predictive Maintenance für das Kabel, smarten Kabeltrommeln, Leitungen für das Gleichstrom-Zeitalter sowie Downsizing durch Single Pair Ethernet wurden hier vier Themenfelder vorgestellt, die sich in verschiedenen Stadien der Marktreife befinden und die zur weiterführenden Diskussion anregen.

elektro AUTOMATION: Können Sie auf diese vier Themenfelder näher eingehen – zunächst auf Predictive Maintenance für Kabel?

Stawowy: Gerne. Mit vorausschauender Wartung, oder Predictive Maintenance, können teure Ausfälle vermieden werden. Deshalb ist sie eines der wichtigsten Versprechen von Industrie 4.0. Unsere Entwickler haben sich im Rahmen eines Entwicklungsprojektes dazu Gedanken gemacht, wie man den Zustand eines Datenkabels überwachen kann. Der Unterschied zu bislang bekannten Ideen liegt dabei darin, dass unsere Lösung keinerlei Änderungen an der Leitung, zum Beispiel keine zusätzlichen Adern oder Drähte, erfordert. Stattdessen überwacht ein elektronisches Gerät laufend die von der Leitung übertragenen Signale und analysiert deren Qualität. Die Marktreife der Lösung ist für die nahe Zukunft geplant, derzeit werden Gespräche mit möglichen Partnern für die Erprobung der Technologie geführt.

elektro AUTOMATION: Was kann die smarte Kabeltrommel und welche Entwicklung wurde in Zusammenhang mit Single Pair Ethernet vorgestellt?

Stawowy: Die smarte Kabeltrommel ermittelt über einen Sensor die Restlänge der Trommel beim Abspulen des Kabels und sendet diese Information an das ERP-System. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Schildknecht AG entwickelt, existiert momentan als Prototyp und soll nun ebenfalls mit Partnern erprobt werden. Bezüglich Downsizing durch Single Pair Ethernet galt bisher bei Datenleitungen in Fabriken, dass schneller auch besser ist. Doch um einzelne Sensoren in der Feldebene in der Fabrik zu verbinden, sind Cat.6- oder gar Cat.7-Leitungen überdimensioniert. Single-Pair-Ethernet-Leitungen sind hier die bessere Alternative. Statt vier Aderpaaren haben sie nur eines, das spart bis zu 75 Prozent Zeit beim Anschluss der Adern – und natürlich kostet eine Leitung mit zwei Adern auch weniger als eine mit acht. Außerdem sind diese Leitungen dünn, so eignen sie sich auch für beengte Platzverhältnisse.

elektro AUTOMATION: Im Bereich der Energieversorgung mit Gleichstrom, besonders im Industrieumfeld, gehört Lapp zu den Vorreitern. Warum ist das Thema für das Unternehmen so interessant und welche Entwicklungen wurden auf der Hannover Messe gezeigt?

Stawowy: Die Energieversorgung der Zukunft wird über Gleichstrom erfolgen. Viele elektrische Verbraucher von der LED-Leuchte über Industrieantriebe bis zum Elektroauto konsumieren eigentlich Gleichstrom, der bisher aus dem Wechselstrom aus der Steckdose umgewandelt werden muss. Hinzu kommt, dass immer mehr Gleichstrom erzeugende Anlagen ihren Überschuss in das zunehmend dezentral organisierte Stromnetz einspeisen, allen voran Photovoltaikanlagen. Durch die Umwandlung zwischen Wechselstrom und Gleichstrom geht dabei bis zu 30 Prozent Energie verloren. Deshalb bietet Lapp als erstes Unternehmen der Verbindungsbranche bereits serienmäßig Leitungen eigens für industrielle Gleichstromanwendungen an. Im Futurelab wurden dazu, neben der bereits lieferbaren Steuerleitung Ölflex DC 100, weitere neue Leitungen mit unterschiedlichen Isolationsmaterialien vorgestellt, die für DC-Anwendungen optimiert sind.

elektro AUTOMATION: Gehen wir zurück zum Thema Industrie 4.0. Auch im industriellen Umfeld spielt die drahtlose Kommunikation eine immer wichtigere Rolle – was bedeutet das für einen Kabelspezialisten wie Lapp?

Stawowy: Entscheidend ist an dieser Stelle, dass wir uns selbst als ein Unternehmen sehen, das Verbindungen schafft – und nicht nur Kabel. Zu Verbindungen gehören natürlich auch Strecken mit drahtloser Kommunikation. Welche Technologie zum Einsatz kommt – ob kabelgebunden oder drahtlos –, entscheidet der Kunde in Abhängigkeit von der jeweiligen Anwendung und den spezifischen Vor- und Nachteilen. Eine kabelgebundene Lösung ist beispielsweise sicherer und zuverlässiger, insbesondere bezüglich der Latenz. Die Erfahrung zeigt, dass die Nachfrage in beiden Bereichen groß ist, beide Technologien ergänzen sich also. Vergessen darf man dabei auch nicht, dass zu jeder Wireless-Strecke ein Kabel zum Sender und zum Empfänger führt. Bezüglich des Marktvolumens gilt, dass der Markt für drahtlose Technologien zwar schnell wächst, aber um Größenordnungen kleiner ist als der für kabelgebundene.

elektro AUTOMATION: Lässt sich der zunehmende Datentransfer angesichts der aktuellen Wachstumszahlen erkennen?

Stawowy: Das ist definitiv so! Wenn wir vom Internet der Dinge sprechen und davon, dass jedes ‚Ding‘ eine IP-Adresse hat, dann will jedes auch kommunizieren und mit anderen kommunizieren – daraus ergibt sich ein exponentielles Wachstum. Dementsprechend verzeichnen insbesondere auch Datenübertragungsprodukte deutlich höhere Wachstumsraten. Die Herausforderung besteht nun aus Sicht der Produktentwicklung darin, die damit einhergehenden deutlich kürzeren Innovationszyklen zu realisieren. Unsere gute alte Ölflex gibt es seit 60 Jahren, aber im Bereich der Datenübertragung verändern sich die eingesetzten Standards und Protokolle kontinuierlich – mit der Folge, dass wir die steigenden Anforderungen mit unseren Produkten auch abbilden müssen.

elektro AUTOMATION: Das ist die technische Sicht. Bringt Industrie 4.0 für Lapp weitere Aspekte mit sich?

Stawowy: Ja, vor allem auch organisatorische Aspekte. Erkennbar wird das unter anderem an der Gründung einer ‚Digital Sales Unit‘, deren Aufgabe es ist, zu eruieren, wie sich Erfahrungen aus dem Consumerbereich hinsichtlich eines digitalen Produktzugangs verbunden mit immer schnelleren Lieferzeiten auf den Bereich der Industrieprodukte übertragen lassen. Das beginnt damit, die bislang schon vorhandenen Webshops zu vereinheitlichen, sodass wir jedem Kunden weltweit einen vergleichbar einfachen Bestellvorgang anbieten können. Sehr schnell landet man dann auch bei Lösungen für die kundenindividuelle Konfiguration. Hinzu kommt aus Kundensicht noch ein weiterer Aspekt: das One-Stop-Shopping. Der Kunde sucht eine Lösung – und die möglichen Alternativen möchte er gerne an einer Stelle zentral einsehen können. Dabei muss nicht jede Lösung zwangsläufig von uns selbst kommen, das können auch Partnerlösungen sein. Wichtig ist: Es muss funktionieren! Hier suchen wir – nicht zuletzt auch zusammen mit den Händlern – nach für alle sinnvollen und praktikablen Lösungen.

elektro AUTOMATION: Und welchen Einfluss hat Industrie 4.0 auf Ihre eigene Fertigung?

Stawowy: Industrie 4.0 erlaubt uns eine sehr viel höhere Transparenz bezüglich etwa des Status unserer Maschinen. Hier gibt es eine Road Map mit dem Ziel, über die Schaffung von Transparenz hinaus gegebenenfalls auch über die Vernetzung auf Maschinen zuzugreifen. Das könnte beispielsweise so aussehen, dass zu einem Auftrag im ERP automatisch eine Entscheidung getroffen wird, in welcher unserer Fertigungsstätten er am besten abgearbeitet werden kann. Hier sind wir dabei, das in entsprechenden ‚Leuchtturmprojekten‘ zu testen. Insbesondere als Mittelständler ist es aus meiner Sicht klug, die Möglichkeiten zu erkunden – gleichzeitig aber auch abzuwarten, welche Standards sich letztlich durchsetzen. Insofern halte ich es auch für falsch, dass gelegentlich der deutsche Mittelstand als ‚Bremser‘ bezeichnet wird: Es kann nicht die Aufgabe eines Mittelständlers sein, Industrie-4.0-Standards zu gestalten. Gleichwohl gilt: Wir gehen mit großem Elan an die Umsetzung ‚digitaler Strategien‘ – einschließlich der Schulung unserer Mitarbeiter. Nur auf diesem Wege lässt sich die Digitalisierung in die Organisation bringen.

www.lappkabel.de

Einen Überblick über die Industrie-4.0-Aktivitäten der Lapp-Gruppe finden Sie hier:

hier.pro/gMT6W


Georg Stawowy, Vorstand für Technik und Innovation, Lapp Holding AG
Bild: Rüdiger J. Vogel/Konradin Mediengruppe

„Mit Predictive Maintenance können teure Ausfälle vermieden werden. Deshalb ist sie eines der wichtigsten Versprechen von Industrie 4.0.“



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