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UL hat die Testsystematik von Igus überprüft

Leitungen für Energieketten
UL hat die Testsystematik von Igus überprüft

Was hinter dem ‚UL verified‘ im Zusammenhang mit den Chainflex-Leitungen für Energieketten steckt, erläutert im Interview mit elektro AUTOMATION Rainer Rössel, Prokurist und Leiter des Geschäftsbereichs Chainflex-Leitungen bei der Igus GmbH in Köln. Nachdem Corona-bedingt 2020 die Messen Motek und SPS entfallen hatten wir Gelegenheit, die neuen Produkte am mobilen Stand von Igus am Verlagssitz in Leinfelden-Echterdingen zu sehen – unter anderem eine neue Lösung für die abriebsarme Leitungsführung speziell im Reinraum.

» Interview: Michael Corban, Chefredakteur elektro AUTOMATION

elektro AUTOMATION: Herr Rössel – was steckt hinter der Aussage ‚UL verified‘ im Zusammenhang mit den Chainflex-Leitungen für Energieketten von Igus?

Rainer Rössel (Igus): Wir geben auf unsere Chainflex-Leitungen eine Garantie von 36 Monaten – basierend auf den online verfügbaren Lebensdauerberechnungen, denen jährlich 2 Milliarden Testzyklen in unserem Testlabor zugrunde liegen. Underwriters Laboratories – oder kurz UL – als weltweit angesehene Prüfungsorganisation hat nun genau diese Testsystematik überprüft und zertifiziert. UL hat dazu ein Auditierungsteam zu uns geschickt und sich den gesamten Prozess genau angesehen, von der Konstruktion bis hin zum Testen. Damit ist unser Produktversprechen bezüglich der Chainflex-Leitungen nun ‚UL verified‘. Oder zu Deutsch, von UL zertifiziert. Für unsere Kunden und Anwender heißt das: Sie können nun sicher sein, dass das von uns abgegebene Markenversprechen, 36 Monate Garantie, auch zutrifft. Unser Antrieb, dieses durchaus anspruchsvolle Verifizierungsverfahren von UL zu durchlaufen und alles offen zu legen, lag darin, dass es dem Anwender angesichts der Vielzahl von Produktversprechen und Marketingaussagen der verschiedenen Anbieter sehr schwer fällt, solche Aussagen zu bewerten. Das spielt vor allem auch in den asiatischen Märkten eine sehr wichtige Rolle.

elektro AUTOMATION: Aussagen gerade für die Leitungen in Energieketten zu machen, ist ja nicht trivial – woran liegt das?

Rössel: Da haben sie absolut Recht! Die Bandbreite möglicher Anwendungen von Energieketten ist so groß, dass es speziell für die Leitungen in Energieketten keine Normen gibt – weder eine IEC-, EN- oder VDE-Norm; im Gegensatz etwa zu Leitungen für viele andere Anwendungen wie zum Beispiel bei der Hausinstallation. In Werkzeugmaschinen, in Bestückungsautomaten, auf einer Bohrinsel, in der Medizin- und Labortechnik, im Eventbereich, in Studios oder zur Inspektion von Windkraftwerken finden sich Leitungen und Energieketten – das alles lässt sich nicht in einer Norm unterbringen.

Energieketten sichern Versorgung unter rauen Bedingungen

Aus diesem Grund haben wir bei Igus in den letzten 30 Jahren viel in den Ausbau unseres 3800 Quadratmeter großen Testlabors investiert, indem sich 64 Testanlagen befinden. Nur auf diese Weise ist es möglich, systematisch herauszufinden, welche Kombinationen von Werkstoffen und Verseiltechniken zur maximalen Lebensdauer in den spezifischen Anwendungen führen. Das Ergebnis dieser sehr intensiven Forschungsarbeit bilden die Angaben zur erwartenden Lebensdauer sowie zulässigen Biegeradien und Temperaturbereichen ab. Das versuchen natürlich auch unsere Marktbegleiter, doch die Angaben sind nicht 1:1 vergleichbar.

elektro AUTOMATION: Können Sie das etwas näher erläutern?

Rössel: Vergleicht man etwa Angaben zu zulässigen Temperaturen, finden sich in der Regel die Angaben für eine feste Verlegung nach einer Norm wie DIN EN 50305 sowie eine für flexible Anwendungen. Alles klar, könnte man meinen – eine Energiekette ist eine flexible Anwendung. Aber bei all diesen Normen, egal ob IEC, VDE, UL oder anderen, steckt dahinter nur die Prüfung, ob der Mantel bei einer bestimmten Temperatur unbeschädigt bleibt, wenn die Leitung auf einen Zylinder einmalig auf- und abgewickelt wird. Hier konnten wir den Nachweis erbringen, dass die Normen die Anwendung in einer Energiekette absolut nicht ausreichend beschreiben. Wir haben deshalb einen Test entwickelt, indem wir die Werkstoffe in einem 40 Fuß großen Prüfcontainer in der Energiekette bewegen und bei den jeweiligen Temperaturen prüfen. Deswegen sind wir heute als bisher einziger Anbieter in der Lage, im Katalog eine weitere Temperatur angeben zu können: Die Temperatur beim Einsatz in einer Energiekette.

Beispiel für Temperaturangaben im Katalog
Bild: Igus

All das führte uns letztlich zu unserem Markenversprechen mit der 36-monatigen Garantie oder alternativ, je nach Leitung, einer definierten Zahl von Zyklen über die Lebensdauer – entweder 5 oder 10 Millionen Zyklen. Damit der Kunde das nicht einfach nur glauben muss, haben wir die Ermittlung dieser Angaben von UL überprüfen lassen.

elektro AUTOMATION: Welche Bedeutung hat denn der Smart-Plastics-Ansatz von Igus, beispielsweise bei Energieketten über den Werkstoff als Sensor präzise Aussagen zur erwartbaren Lebensdauer zu machen. Wäre das nicht alternativ auch ein Ansatz für die Leitungen selbst?

Rössel: Das ist kein Widerspruch, denn die Idee hinter Smart Plastics verspricht ja zusätzlich intelligente Sicherheit gerade dann, wenn die Anforderungen an die Anlagenverfügbarkeit extrem hoch sind. Meiner Ansicht nach lassen sich allerdings rund 98 Prozent aller Anwendungen über unser Produktversprechen ausreichend absichern. Gerade bei Anwendungen für Energieketten sei aber nochmals auf die enorme Bandbreite möglicher Einsatzfälle und damit auch Randbedingungen verwiesen – das hängt also immer auch vom konkret geplanten Einsatz ab.

elektro AUTOMATION: Gilt das ‚UL verified‘ für das gesamte Kabelprogramm und gibt es Anforderungen, die mehr als die garantierten Zyklen erfordern?

Rössel: Wir garantieren ‚UL verified‘ für alle Leitungen – abhängig vom Aufbau und den verwendeten Werkstoffen entspricht das 5 oder 10 Millionen Zyklen. Das deckt nahezu alle Anwendungsfälle ab. Ich erinnere mich aber, dass einmal 400 Millionen Zyklen gefordert wurden. Auch das konnten wir realisieren, allerdings nur unter Einsatz einer speziellen Leiter-Legierung. Der Nachteil ist natürlich, dass das den Preis enorm treibt – genau deswegen lohnt ja immer der Blick auf die konkrete Anwendung.

Video-Tipp: Im Video zeigt Rainer Rössel einige der Neuheiten:

elektro AUTOMATION: Neu vorgestellt haben Sie auch ein frei befüllbares Kabelführungssystem speziell für Reinraumanwendungen. Was steckt dahinter?

Rössel: Generell sind unsere Energieketten schon sehr abriebsarm – aber gerade die Anwendung in Reinräumen, zum Beispiel zur Displayfertigung, erfordert hier ein geschlossenes Kabelführungssystem, das keinen Abrieb zeigt. Unsere e-Skin flat als Single-Pod-Variante ermöglicht aufgrund des Verzichts auf Kettenglieder genau das. Sie zeichnet sich durch den besonders kompakten und modularen Aufbau aus. Die Profile lassen sich miteinander verbinden und beliebig einkürzen.

Noch entscheidender aber ist, dass es sich um ein frei befüllbares Kabelführungssystem handelt. Einzelne Leitungen lassen sich darin problemlos ergänzen oder austauschen. Das ist auch der entscheidende Unterschied zu alternativen Angeboten in Form von Flachleitungen, bei denen sich der Anwender von vornherein auf eine bestimmte Leitungskonfiguration festlegen muss. Ändern sich die Anforderungen, muss das gesamte Bauteil ausgetauscht werden, ebenso bei einem Schaden an nur einer Leitung. Bei unserer Lösung ist das kein Problem, da sich auch einzelne Leitungen schnell austauschen lassen, ohne die ganze Energieführung zu wechseln. Dazu muss der Anwender nur das Profil öffnen und wieder schließen – fast wie mit einem Zipper an einer Plastiktüte. Letztlich bieten wir damit einen flexiblen Standard-Baukasten für viele Reinraumanwendungen.

Übrigens gilt auch hier der Igus-Systemgedanke: Die e-Skin flat und die neue Serie Chainflex Clean sind so aufeinander abgestimmt, dass eine Gewichtsersparnis von bis zu 25 Prozent möglich ist und auch der Platzbedarf durch den speziellen Aufbau der Chainflex Clean um über 18 Prozent gegenüber vergleichbaren Leitungen reduziert werden kann.

elektro AUTOMATION: Lassen Sie uns abschließend noch den Blick auf eine sehr praktische Lösung werfen, die Chainflex-Leitungsbox?

Rössel: Mit dem Chainflex Case haben wir eine neue Logistiklösung für einen Großteil unserer Chainflex-Leitungen entwickelt – damit lassen sich bis zu 84 Prozent der Versandkosten sparen. Zudem kann sich der Anwender kostengünstig und schnell ein platzsparendes Lager für Trommelware aufbauen. Mit der sicher stapelbaren, 50 x 45 x 40 Zentimeter großen Leitungsbox kann nun ein Paketdienstleister die Lieferung übernehmen und die Leitung lässt sich direkt aus der Box heraus abtrommeln und in Wunschlänge zuschneiden. Neigt sich der Vorrat dem Ende, ermöglicht ein QR-Code auf der Box die schnelle Nachbestellung. Die neue Leitungsbox bieten wir für unsere Steuer-, Daten-, Bus-, Servo-, Messsystem- und Motorleitungen direkt ab Lager und ohne Mindestmenge an. Die maximale Länge der Leitungen beträgt 200 Meter bei einem Höchstgewicht von 70 Kilogramm.

Alle Neuheiten zeigt Igus auch auf seinem virtuellen Messestand:
hier.pro/qA99k

Kontakt:
Igus GmbH
Spicher Str. 1a
51147 Köln
Tel. +49 2203 9649 0
info@igus.de
www.igus.de

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