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Interview mit Judith Kötzsch von Rittal zu Industrie-4.0-Anwendungen

Vernetzte Kühlgeräte und Chiller
Judith Kötzsch von Rittal zu Industrie-4.0-Anwendungen

Über ein IoT-Interface lassen sich Kühlgeräte und Chiller von Rittal einfach in Industrie-4.0-Anwendungen integrieren. Details dazu erläutert im Interview mit der elektro AUTOMATION Judith Kötzsch, Director Business Development After Sales Service bei Rittal. Erste Beispiellösungen erlauben dabei eine Erkundung der Möglichkeiten, die sich mit einer durchgängigen Kommunikation vom Sensor bis in die Cloud sowie der Anbindung an übergeordnete Analyse-Systeme ergeben.

Interview: Irene Knap und Michael Corban, Redaktion elektro AUTOMATION

elektro AUTOMATION: Welche Möglichkeiten der Daten- und Informationserfassung bieten moderne Geräte wie die Kühlgeräte und Chiller der Serie Blue e+?

Judith Kötzsch: Zu den Messwerten die wir erfassen können, zählen zunächst die Temperaturen innerhalb und außerhalb des Schaltschranks, die Verdampfer- und Verflüssigertemperatur sowie die Messwerte, die eventuell weitere, im Schaltschrank angebrachte Sensoren liefern. Des Weiteren werden statt eines einfachen Betriebsstundenzählers die Laufzeiten des Kompressors sowie des Innen- und Außenlüfters unter Berücksichtung der Drehzahl jeweils getrennt erfasst. Und auch Systemmeldungen, Daten zur Auslastung, Drücke im Kältekreislauf sowie die aktuelle Parametrierung gehören zu den aufgezeichneten Daten.

elektro AUTOMATION: Wie können aus diesen Daten Informationen gewonnen sowie weitergegeben werden und welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für den Anwender?

Kötzsch: Für eine drahtlose Kommunikation sind unsere Klimatisierungslösungen einerseits NFC-fähig. Vor Ort können die Daten dadurch direkt auf ein entsprechendes Mobilgerät übertragen werden. Andererseits bieten wir ein IoT-Interface an, mit dem die Geräte der Baureihe Blue e+ IoT-fähig werden. Auf der Hutschiene oder direkt am Kühlgerät oder Chiller installiert, unterstützt das Interface Protokolle wie OPC UA, Profinet, SNMP, Modbus sowie CANopen. Die Informationen können auf diesen Wegen an übergeordnete Monitoring- oder Energiemanagementsysteme sowie direkt in cloudbasierte Systeme übertragen und für umfangreiche Analysen verwendet werden.

elektro AUTOMATION: Nutzt Rittal solche Systeme auch selbst?

Kötzsch: Natürlich – und um die sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Funktionen in den Bereichen Condition Monitoring, Asset Management sowie Predictive Maintenance anschaulich darstellen zu können, haben wir auch je einen Use Case mit der Siemens-Plattform Mindsphere und IBMs Watson IoT praktisch umgesetzt. In Zusammenhang mit Mindsphere wurde bei Rittal eine skalierbare App entwickelt, die beispielsweise für die Instandhaltung verantwortliche Personen unterstützen soll. Dafür übertragen unsere Kühlgeräte ihre Daten über OPC UA an die Mindsphere-Cloud, auf die wir für unsere Applikation zugreifen. Der Nutzer bekommt dann seine Geräte aus der Vogelperspektive im Werk angezeigt – in Verbindung mit einem Ampelsystem, das den Zustand der Geräte ersichtlich macht und die Möglichkeit bietet, für jedes Gerät die detaillierten Betriebszustände abzurufen.

elektro AUTOMATION: Was signalisiert die Ampel und auf welche weiteren Daten können Nutzer zugreifen?

Kötzsch: Im Sinne des Predictive-Maintenance-Gedankens bedeutet Rot noch nicht, dass etwas bereits defekt ist, sondern dass ein Ausfall bevorsteht. Gelb drückt aus, dass in naher Zukunft eine Wartung erforderlich wird und bei einem grün markierten Gerät steht zurzeit keine Service-Maßnahme an. Die Basis dafür bilden Data Analytics, die im Hintergrund ablaufen. Auf der interaktiven Oberfläche der Applikation können Nutzer außerdem weiterführende Informationen zum Kühlgerät aufrufen und den Status kontrollieren. Hier wird – aufbauend auf Laufzeiten, Drehzahlen, Temperaturen etc. – beispielsweise die dynamisch berechnete Restlebensdauer von Komponenten angezeigt. Dieses Condition Monitoring, bei dem die Werte konstant überwacht werden, soll es ermöglichen, dass der Nutzer proaktiv, also ‚predictive‘, eingreifen und so Störungen und Ausfälle nicht nur voraussagen, sondern von vornherein durch rechtzeitiges Eingreifen komplett vermeiden kann.

elektro AUTOMATION: Welche Möglichkeiten bietet ihm die App dabei?

Kötzsch: In der Cloud sind alle Informationen zu den Geräten hinterlegt. Dazu gehören neben den laufend aktualisierten und berechneten Daten beispielsweise auch Serien- und Artikelnummern sowie Ersatzteillisten mit den jeweiligen Lieferzeiten. Dadurch ist das Thema Asset-Management für uns ebenfalls interessant, da wir einen Überblick über die Verwaltung der installierten Basis geben können. Darüber hinaus gibt es verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, über die beispielsweise alle Geräte angezeigt werden, deren Ampel auf Rot beziehungsweise Gelb steht oder bald einen der beiden Zustände erreichen werden. Dadurch können Nutzer ihre Instandhaltungsplanung optimieren, da es effizienter sein kann, ein zu diesem Zeitpunkt noch einwandfrei arbeitendes Gerät direkt in den nächsten Wartungstermin mit einzubeziehen. Die entsprechend bestmögliche Wartungsroute berechnet das System selbstständig und benötigte Ersatzteile lassen sich direkt in der Applikation anfragen und beauftragen. So lässt sich sicherstellen, dass auch alle erforderlichen Teile bei der Wartung vorhanden sind.

elektro AUTOMATION: Und worum geht es beim Use Case mit Watson von IBM?

Kötzsch: Hier dreht sich alles noch stärker um das Thema Data Analytics, durch das Anomalien entdeckt und Fehlerwahrscheinlichkeiten berechnet werden sollen. Gewisse Zusammenhänge kennen wir aufgrund unseres Regelwissens und unserer langjährigen Erfahrung im Bereich Klimatisierung bereits. Mit den Analysen sollen aber über die Erhöhung der Maschinenverfügbarkeit sowie der Ausfallsicherheit noch mehr Kosten einsparbar sein. Derzeit arbeiten wir in unserem eigenen Werk in Rittershausen an einem entsprechenden Proof of Concept. In Zukunft werden zudem nach und nach Umgebungsdaten wie beispielsweise die Luftfeuchtigkeit in der Produktionshalle oder Wetterdaten ebenfalls miteinbezogen. Dadurch kann man über einen längeren Zeitraum hinweg gewisse Muster erkennen, die Hinweise darauf geben, auf was man achten sollte. Ein Beispiel dafür wäre etwa, wenn die Luftfeuchtigkeit im Werk eine gewisse Zeit lang über 80 % beträgt und die Lüfter daraufhin jeweils 30 % früher ausfallen würden.

elektro AUTOMATION: Werden solche Systeme bereits in die Überlegungen zu zukünftigen Geschäftsmodellen einbezogen?

Kötzsch: Ja, durchaus. Vielleicht entwickelt es sich in Richtung individualisierter Smart Maintenance Contracts, in deren Rahmen Rittal auf Wunsch des Kunden die Kühlgeräte verwalten und dafür sorgen könnte, dass sie ausfallfrei funktionieren. Dann müsste der Servicetechniker nicht mehr im Rahmen eines Wartungsvertrags in starren Intervallen vorbeikommen, sondern könnte die notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen viel stärker bedarfsorientiert durchführen. In Verbindung mit Themen wie der Auslastung oder der Überdimensionierung der Geräte wäre es aber auch möglich, dass Rittal in einigen Jahren eventuell nicht mehr das Produkt Kühlgerät verkauft, sondern die Verfügbarkeit von Kühlleistung – also im Sinne von Cooling as a Service.

www.rittal.de

Weitere Informationen zu den Klimatisierungslösungen von Rittal:
http://hier.pro/glEi8


„Um die Möglichkeiten und Funktionen in den Bereichen Condition Monitoring, Asset Management sowie Predictive Maintance anschaulich darstellen zu können, haben wir je einen Use Case mit der Siemens-Plattform Mindsphere und IBMs Watson IoT praktisch umgesetzt.“

Judith Kötzsch, Director Business Development After Sales Service, Rittal
Bild: Rittal
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