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Den weltweiten Marktzugang sichern

Globale Anforderungen an Niederspannungs-Schaltschränke
Den weltweiten Marktzugang sichern

Den weltweiten Marktzugang sichern
Der CB Scheme ist ein globales Verfahren zur Anerkennung von Prüfungen in vielen Absatzmärkten Bild: UL
Schaltschränke für den Weltmarkt müssen nach verschiedenen Normen konstruiert werden. Nordamerika, Europa und der mittlere Osten legen unterschiedliche Vorschriften sowie zusätzliche lokale Anforderungen zugrunde. Das Erstellen von Prüfprogrammen aus einer Hand kann die Dauer und die Kosten eines erfolgreichen Marktzuganges reduzieren. UL bietet dabei Unterstützung.

Dirk R.F. Müller ist Manager Principle Engineers bei UL in Neu-Isenburg

Das regulatorische Umfeld in Nordamerika ist durch das Zusammenspiel von Installationsvorschriften, wie der NEC (National Electric Code) für die USA und der CEC (Canadian Electric Code) für Kanada, von „Local Inspectors“ – genannt AHJs (Authority Having Jurisdiction) – sowie von Produktnormen und den entsprechenden Zulassungen – genannt Listings – beschrieben. Schaltschränke mit einem UL-Prüfzeichen werden problemlos akzeptiert, da der NEC das Listing von Schaltschränken nach den entsprechenden Produktnormen vorsieht.
In den USA entscheidet der AHJ
Für Nordamerika gelten unterschiedliche Produktnormen. Steuerschaltschränke werden nach der UL508A (Industrial Control Panel) zertifiziert, Energieverteiler mit Einschüben nach UL845 (Motor Control Centers), Energieverteiler nach UL891 (Switchboards) und Installationsverteiler nach UL67 (Panelboards). Steuerschaltschränke z. B. für den Einsatz mit metallverarbeitenden Maschinen treten in Variationen auf und sind oft Unikate. Bei der UL508A für Steuerschaltschränke gibt es deshalb große Freiheitsgrade. Meist sind die Anforderungen bereits durch die Auswahl UL zertifizierter Komponenten und eine geschickte Dimensionierung ohne zusätzliche Prüfungen zu erfüllen. Bei UL845 und UL891 sind häufig Temperatur-, Hochspannungs- und Kurzschlussprüfung notwendig. Allen Schaltschränken gemeinsam ist, dass die Dimensionierung von Leitungen und Schaltgeräten auf Basis der angeschlossenen Lasten durchgeführt wird.
Niederspannungs- und Maschinenrichtlinie
In Europa müssen Verteiler die Niederspannungsrichtlinie 2006/95/EC erfüllen. Hier ergeben sich mit der Richtlinie 2014/35/EU ab April 2016 vor allem folgende Änderungen: Die technischen Unterlagen, die bisher aus Beschreibung des Produktes, Fertigungszeichnungen, Schaltplänen und Liste der verwendeten Komponenten bestehen, werden um eine Risikoanalyse erweitert. Diese Risikoanalyse kann erheblichen Aufwand verursachen.
Steuerschaltschränke als Teil von Maschinen fallen nicht unter die Maschinenrichtlinie (2006/42/EG: (2) (k)) und müssen die Niederspannungsrichtlinie erfüllen. Allerdings muss es die Gestaltung der Steuerungsteile der Schaltschränke der Maschine ermöglichen, die Maschinenrichtlinie vor allem in Hinblick der funktionalen Sicherheit einzuhalten. D. h., dass die EN 60204 aber auch Elemente der funktionalen Sicherheit bei Konstruktion und Bau der Schaltschränke zu berücksichtigen sind.
Schaltschränke und Schaltgerätekombinationen müssen die EN 61439 erfüllen. Außerdem müssen die Anforderungen der Maschinenrichtlinie und damit die EN 60204 eingehalten werden. Nur so kann die komplette Maschine die Maschinenrichtlinie erfüllen. Interessanterweise verweist die EN 60204 in der derzeit gültigen Fassung auf die Vorgängernorm der EN 61439, die EN 60439. Damit gelten hier zurzeit unterschiedliche Verfahren (PTTA, TPA vs. Design Verification). Weiter ist der Verweis in der EN 60204 vage im Hinblick auf die IEC/EN-60439. Gemäß einer Risikoabschätzung sollen die entsprechenden Teile der 60439-1 und anderer Teile der 60439-Serie ausgewählt werden. Damit steht der Praktiker in vielen Fällen vor einer kaum lösbaren Aufgabe. Dies gilt besonders bei einem Unfall, wenn ein Gericht involviert ist. Lösungsansätze sind derzeit in der Diskussion.
Anforderungen im Mittleren Osten
Das regulatorische Umfeld im mittleren Osten ist fragmentiert. Hersteller, die Schaltschränke nach Abu Dhabi liefern, müssen diese einer Typprüfung unterziehen und sich als Pre-Qualified Vendor bei ADDC registrieren lassen. Der ADDC (Abu Dhabi Distribution Co.) war der erste Regulierer, der die neue IEC 61439-2 verbindlich gefordert hat. Außerdem wird auf Kurzschlusswerte von 46 kA (1 s) für ADDC oder 3 s in Quatar geprüft. Die unterschiedlichen Frequenzen der Energieversorgung wie 60 Hz in Saudi-Arabien und 50 Hz in den meisten anderen Golfstaaten sind ebenfalls zu berücksichtigen. Abweichend zu der IEC 61439-Serie gilt in Oman (DCRP) die Anforderungen der IEC 61439-2 statt der 61439-5.
Häufig wird zwischen MDB (Main Distribution Board), SMDB (Sub Main Distribution Board), FDB (Final Distribution Board), ATS (Automatic Transfer Switch), Capacitor Bank Panel und Komponenten wie verschiedenen Leistungsschaltertypen unterschieden. Typischerweise müssen diese Komponenten einer ‚Pre-Qualification‘ unterzogen werden (ADDC in Abu Dhabi, DCRP in Oman, SEC in Saudi-Arabien). Ein zugelassener Zertifizierer wie UL führt eine Typprüfung durch und erstellt ein ‚Type Test Certificate‘ inklusive Testreport. Das Zertifikat wird dann bei der ADDC eingereicht und geprüft. Danach werden die Schaltschränke und auch Komponenten wie Leistungsschalter von ADDC, DCRP oder auch SEC in entsprechenden Pre-Qualification-Listen veröffentlicht und dürfen bei Ausschreibungen berücksichtigt werden. Die Typprüfung muss meist für jede Baugröße gemäß Anhang D der IEC 61439-1b durchgeführt werden.
Darüber hinaus wird vom Zoll in Saudi-Arabien das SASO-COC (Certificate of Conformity) überprüft. Es wird von UL nach erfolgter Typprüfung und Inspektion vor dem Verschiffen für jede Containerladung ausgestellt. Basis der Typprüfung ist meist die jeweilige IEC-Norm. Eine Herausforderung besteht in einigen Fällen darin, dass vor allem Firmen der Petrochemie UL-Normen für die Produkte fordern. Die Produkte müssen damit sowohl die IEC-Normen für den Zoll als auch die UL-Normen für die Anforderung der Anwender erfüllen. Weiter müssen für Schaltschränke, die im Einflussbereich des Verteilnetzbetreibers SEC installiert werden sollen, die Typprüfung in einem SEC-anerkannten Labor durchgeführt werden und von diesem in die Pre-Qualification-Liste eingetragen sein.
Eine gewisse Sonderstellung nehmen die Projekte für das Ministry of Public Works der Vereinigten Arabischen Emirate ein. Hier sind Typprüfungen alleine nicht ausreichend. Es wird ein Prüfzeichen wie das UL Classification Mark gefordert. Es muss nicht nur ein Baumuster geprüft, sondern die laufende Fertigung überwacht werden.
UL-Lösungen
UL bietet mit dem CB Zertifikat, dem ‚Type Test Certificate‘, dem ‚UL Classification Mark to IEC‘ und dem UL-EU Mark sowie mit vielfältigen Dienstleistungen umfassende Unterstützung für die Hersteller von Schaltschränken. Der CB Scheme ist ein globales Verfahren zur Anerkennung von Prüfungen in vielen wichtigen Absatzmärkten. Die Idee dieses Verfahrens ist, mit einer Prüfung durch UL die nationalen Prüfzeichen von über 50 Ländern zu erhalten. Dadurch profitieren Hersteller durch nur einen Ansprechpartner für den globalen Marktzugang, was die Einführung der Produkte in die für Hersteller wichtigsten Absatzmärkte erheblich vereinfacht. Das CB-Verfahren ist mit einem Reisepass vergleichbar und UL hat sich durch Erfahrung zwischenzeitlich auf den ersten Platz bei den ausgestellten CB-Zertifikaten fest etabliert.
Die zusätzlichen Anforderungen, die ein Produkt für den Marktzugang erfüllen muss, sind von Land zu Land unterschiedlich und die Anforderungen ändern sich teilweise häufig. UL hat mit Niederlassungen in über 40 Ländern ein Netzwerk, das bei Fragen zum Marktzugang an globalen Märkten effektiv unterstützt. Insbesondere für Regionen wie Europa, China, Brasilien, Argentinien und den mittleren Osten kann UL mit maßgeschneiderten Dienstleistungen die notwendigen Produktzulassungen erteilen. Besonders im Bereich der Frequenzumrichter und SPS kann auf Basis eines CB-Zertifikates ein vereinfachter Marktzugang erfolgen.
Es ist wichtig, schon im Voraus zu identifizieren, in welche Länder die Produkte exportiert werden sollen. Dann können nationale Abweichungen wie Netzspannungen, Netzformen wie auch nationale Anforderungen z. B. in Bezug auf Sprache von Warnhinweisen in die Zulassung mit eingebunden werden. Damit auf Basis eines CB-Zertifikates national Prüfzeichen ausgestellt werden können, müssen alle nationalen Abweichungen enthalten sein und weitere Regeln beachtet werden. Zu diesen weiteren Regeln gehört z. B. der Zwang, die Prüfungen in einem ILAC-akkreditierten Labor für Brasilien durchzuführen oder auch gesonderte Akkreditierungen von Prüflabor und/oder Zertifizierer für Länder im mittleren Osten.
Die ‚Type Test Certification‘ ist ein Typprüfbericht mit Zertifikat von UL Demko. Diese kann sowohl für IEC-Normen als auch für EN-Normen ausgestellt werden. Hiermit können sowohl die Nachweise zur Normenkonformität im Rahmen der Europäischen CE Kennzeichnung als auch der Nachweis für viele anderen Stellen z. B. im mittleren Osten geführt werden. Das Classification Mark nach IEC ist ein Prüfzeichen, das aus zwei Komponenten besteht: Prüfung, die einzelne Produkte oder auch eine Baureihe abdecken, sowie Werksinspektionen.
Ähnlich dem UL Listing Mark für Nordamerika oder dem Classification Mark für die IEC-Normen bietet das UL-EU Mark kontinuierliche Normenkonformität bezüglich den entsprechenden EN-Normen. ge

INFO & KONTAKT
Loredana Garofalo
UL International Germany GmbH
Admiral-Rosendahl-Strasse 9
63263 Neu-Isenburg
Tel: 069-489810-378
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