Einsparpotenziale ausschöpfen

Autor: Dominik Zerweck, Produktmarketingmanager modulare Installationsgeräte, ABB Stotz-Kontakt GmbH

Bildung und Gesundheit – in diesen beiden Zukunftsmärkten gehört die SRH Holding zu den führenden deutschen Dienstleistungsunternehmen. Im Stadtteil Wieblingen im Westen Heidelbergs liegt der SRH Campus der privaten Stiftung. Das weitläufige Gelände beheimatet unter anderem die SRH-Hochschule Heidelberg. Sie ist eine der größten und ältesten privaten Hochschulen in Deutschland. Rund 3.100 Studierende aus über 50 Ländern werden dort auf ihr Berufsleben vorbereitet. Auf dem Campusgelände befinden sich des Weiteren das SRH-Kurpfalzkrankenhaus, Wohnheime, eine berufliche Rehabilitationseinrichtung, Fachschulen, eine moderne Mensa, ein Hallenbad, ein großes Parkhaus und etliche andere Einrichtungen. Die jährlichen Energiekosten für die Immobilien schlagen mit einem höheren sechsstelligen Eurobetrag zu Buche. „Aufgrund der hohen Kosten haben wir die Anforderung, in Zukunft Energie einzusparen. Wir haben deshalb beschlossen, ein Energiemanagementsystem zu installieren“, erklärt Eduard Silberhorn, der auf dem Campus die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik für HLK (Heizung, Lüftung, Klima) betreut. Eine zentrale Gebäudeleittechnik von Kieback & Peter überwacht und regelt sämtliche haustechnischen Anlagen der rund 30 Gebäude auf dem Campusgelände. Energiezähler erfassen den Verbrauch der Gebäude. Die ermittelten Daten werden derzeit noch vorwiegend für die Nebenkostenabrechnung verwendet. „Die Energiekosten belasten wir den Mietern, meist SRH-Gesellschaften, weiter. Zukünftig werden wir die Kennwerte zusätzlich dazu nutzen, Einsparmöglichkeiten aufzudecken“, erklärt Silberhorn.

Aktuell kommen über 140 Energiezähler von ABB Stotz-Kontakt als Zwischenzähler zum Einsatz, um die Energieverbräuche für Heizung, Wasser und Strom in allen Gebäuden auf dem Campus getrennt zu erfassen. Silberhorn schätzt die Zuverlässigkeit der Geräte. „Sie funktionieren einwandfrei. Wir hatten noch keine Ausfälle. Die Zähler lassen sich außerdem gut mit dem M-Bus des Gebäudeleitsystems verbinden.“ Die E&G Elektrotechnik GmbH, ein Dienstleister von SRH, realisiert viele Elektroinstallationen auf dem Campusgelände. Eckhard Ernst ist Geschäftsführer der Mannheimer Firma, die ihre Schwerpunkte in den Bereichen Stark- und Schwachstrom sowie passives Datennetz hat. Er betont: „Wir bauen nur Energiezähler von ABB ein. Früher waren es Delta-Zähler, heute sind es die Geräte der A-Baureihe.“ Auch sonst setzt der Installateur auf ABB-Technik: Sicherungsautomaten, Schalter, Relais, Schütze oder KNX-Technik. Letztere kommt in immer mehr Gebäuden auf dem Campus zum Einsatz.

Seit 2013 werden die Energiezähler der neuen A-Serie in den Unterverteilungen auf dem Standort verbaut. Eingesetzt werden Geräte mit direktem Anschluss sowie mit Wandleranschluss. Die elektronischen Hutschienen-Zähler bieten umfangreiche Möglichkeiten für die Energiedatenerfassung. Die Geräte arbeiten in einem weiten Spannungs- und Temperaturbereich. Mit einer Leistungsaufnahme von weniger als 0,8 VA arbeiten sie zudem sehr sparsam. Die Energiezähler lassen sich einfach programmieren. Auf der Pixelanzeige können bis zu vier Messwerte gleichzeitig angezeigt werden: Gesamt- und Phasenleistung, Spannung, Strom sowie weitere Messwerte. Die Bedienung erfolgt über Tasten. Die Energiezähler sind mit einer integrierten seriellen Schnittstelle für den M-Bus ausgestattet, der auf dem Campus für die Verbrauchsdatenerfassung und Übertragung der Zählerdaten verwendet wird. Über eine Infrarotschnittstelle werden die Daten mittels eines Kommunikationsadapters ausgelesen und für die weitere Auswertung dem Gebäudeleitsystem zur Verfügung gestellt. Vom Leittechnikrechner werden die Zählerstände derzeit noch via SRH-Intranet über eine ODBC-Schnittstelle in Excel-Tabellen übertragen. Silberhorn nutzt die Daten, um die Energieverbräuche der Verbraucher zu vergleichen. In der Mensaküche erfassen die Zähler etwa den Stromverbrauch von zwei Industriespülmaschinen. Silberhorn: „Wir können den Verbrauch der Maschinen mit dem anderer Spülmaschinen auf dem Campus vergleichen, aber auch untereinander, denn eine Spülmaschine wird elektrisch beheizt und die andere mit Dampf. Dadurch sehen wir, welche Technik energiesparender ist.“ Mittels der Energiezähler lassen sich zudem u.a. die Verbräuche einzelner Gebäudestockwerke zur Verrechnung der Nebenkosten ermitteln. Auch die Energieerträge der campuseigenen 54-kWp- bzw. 43-kWp-Photovoltaikanlagen erfassen sie.

Im Frühjahr 2014 wurde damit begonnen, ein Energiemanagement auf dem Campus einzuführen. Zusammen mit den Energiezählern bildet die Software von Kieback & Peter das Kernelement des Systems. Diese erlaubt neben der präzisen Verbrauchsanalyse und Energiediagnose dem Betreiber die Identifizierung von Schwachstellen. Die kontinuierlichen Aufnahme und Auswertung der Verbrauchs- und Kostendaten ist die Basis dafür und ermöglicht es, Maßnahmen festzulegen. Die erste in das System integrierte Immobilie ist ein Gebäudekomplex, der neben Räumen der Hochschule zusätzlich zwei Wohnheime beherbergt. Zur Bewertung der Daten und zur Ableitung der Einsparmaßnamen dient ein Benchmark mit einem öffentlichen Gebäude. Nach Abschluss dieser Phase werden Schritt für Schritt die ABB-Zähler in das System integriert, bis alle Gebäude auf dem Campus eingebunden sind. Damit verfügt SRH über ein umfassendes System zu Erfassung, Analyse und Optimierung des Stromverbrauchs. jg

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