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„Ein erfolgsentscheidender Imperativ“

Michael Sauter, Senior Vice President Sales, Zentral-, Nord- und Osteuropa, PTC
„Ein erfolgsentscheidender Imperativ“

„Ein erfolgsentscheidender Imperativ“
Bild: PTC
Komplexe Systeme beherrschbar zu machen, ist für PTC eine primäre Zielsetzung von Systems Engineering, denn in innovativen Produkten spielen mechanische und elektronische Komponenten mit der integrierten Software zu jedem Zeitpunkt des Produktlebenszyklus reibungslos zusammen.

develop3: Wie definieren Sie den Begriff Systems Engineering und welche Rolle spielt dieser in Ihrer Unternehmensstrategie?

Sauter: Für PTC ist Systems Engineering zentraler Bestandteil des Produktentstehungsprozesses. Die Funktionalitäten moderner, innovativer Produkte sollen schließlich erfahrbare Mehrwerte bieten wie beispielsweise Zeitgewinn, Komfort oder Sicherheit. Dabei steuert üblicherweise die eingebettete Software das Zusammenspiel der Sensorik und Aktuatorik, koordiniert die Benutzerinteraktion und ermöglicht Konnektivität mit anderen Systemen und beispielsweise Cloud-basierten Diensten. Trotzdem wird das fertige Produkt nach wie vor zu einem großen Teil durch mechanische und elektronische Bauteile und deren Qualität definiert. Disziplinübergreifende Zusammenarbeit ist daher für uns nicht mehr nur ein Aspekt moderner Produktentwicklung, sondern vielmehr ein erfolgsentscheidender Imperativ. Hersteller innovativer Produkte müssen einfach das Zusammenspiel mechanischer und elektronischer Komponenten mit der integrierten Software und vernetzten Systemen zu jedem Zeitpunkt des Produktlebenszyklus beherrschen. Hinzu kommt: Die technische Komplexität der Produkte, mit denen wir im täglichen Leben umgehen, nimmt kontinuierlich zu. Daher ist für uns die primäre Zielsetzung von Systems Engineering, komplexe Systeme beherrschbar zu machen, was sich in vier Bereichen äußert:
  • Durch konsequent modellbasiertes Arbeiten kann die Systemarchitektur mit ihrer Zerlegung in Teilsysteme und Komponenten mit allen Wechselwirkungen – auch zu anderen Systemen in einem so genannten System-of-Systems – verstanden und optimiert werden. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um Innovationen zu ermöglichen.
  • Um Innovation aber bezahlbar und damit wettbewerbsfähig zu machen, muss die Wiederverwendung bewährter Technologien und Komponenten durch Bildung von Produktfamilien und Katalogisierung klar maximiert werden.
  • Gerade bei komplexen Systemen ist eine möglichst realitätsgetreue frühzeitige Analyse und Validierung des Systemverhaltens wichtig, um bereits in der Entwurfsphase die richtigen Entscheidungen zu treffen.
  • Schließlich muss die Qualität und Sicherheit im Fokus stehen. Wo wir zunehmend auf intelligente Funktionen vertrauen, ist deren Fehlerfreiheit und Verlässlichkeit unerlässlich.
develop3: PLM-Anbieter neigen natürlich dazu, Systems Engineering vorrangig über entsprechende IT-Tools zu ermöglichen. Entscheidender dürfte in einem ersten Schritt aber die methodische Herangehensweise sein. Ein Beispiel dafür ist etwa die Frage, wie flexibel der Entwicklungsprozess aufgestellt ist – Stichwort: Agile Softwareentwicklung versus? Vorgehen nach V-Modell. Würden Sie diese Aussage unterstreichen und welche Unterstützung können Sie an dieser Stelle anbieten?
Sauter: Die Tatsache, dass allein die Installation eines Tools noch lange nicht dessen erfolgreiche Anwendung garantiert, ist bei PTC wohl verstanden. Nicht zuletzt deshalb leisten wir uns eine im PLM-Sektor einzigartige Organisation, die über 1500 methodisch hochkompetente Service Professionals beschäftigt. Darüber hinaus sind in unserem Partner-Programm Beratungshäuser und Systems-Engineering-Experten vernetzt.
Rein theoretisch betrachtet ist das Beste, was uns als Tool-Vendor in einem Kundenprojekt zur Einführung einer Systems-Engineering-Toolumgebung passieren kann, dass ein fertiger Methodenleitfaden vorliegt, der in der ganzen Organisation akzeptiert ist und die Entwicklungspraxis präzise beschreibt. Wir können dann mit unseren Tools die Anwender bei der Umsetzung unterstützen, Prozesse automatisieren, Workflows optimieren und Möglichkeiten zu Monitoring und Steuerung bieten. Soweit die Theorie. Unsere Erfahrung zeigt allerdings, dass die Ergebnisse reiner Methodenprojekte häufig zu weit von der Entwicklungspraxis entfernt sind. In vielen erfolgreichen Projekten führen daher gerade Initiativen zur Modernisierung, Konsolidierung oder Neueinführung einer Systems-Engineering-Toolkette dazu, dass Methoden und Prozesse überarbeitet oder auch neu definiert beziehungsweise vereinheitlicht werden.
Zusammenfassend heißt das: Ja, wir beobachten häufig, dass die Definition von Abläufen und Prozessen zur disziplinübergreifenden Zusammenarbeit im Systems Engineering zu Lasten der Agilität geht. Dabei schließen sich aber klassische Prozessmodelle wie das V-Modell auf Systemebene und Agile Softwareentwicklung keineswegs aus. Unser Ansatz, um sowohl die Einhaltung der definierten Entwicklungsprozesse sicherzustellen, als auch Agile Softwareentwicklung zu ermöglichen, ist ein Scrum-basiertes Framework in unserer Application-Lifecycle-Management-Plattform.
develop3: Blickt man konkreter auf die in Frage kommenden IT-Tools, stellt sich schnell die Frage, ob sich alle Aspekte des zu entwerfenden Produkts innerhalb einer umfassenden PLM-Lösung abbilden lassen oder ob eher ein sogenannter föderativer Ansatz sinnvoll ist – sprich das Zulassen mehrerer aufgabenspezifischer Tools (auch verschiedener Hersteller!) und die übergeordnete Zusammenführung in einer Art Verwaltungstool. Welchen der beiden Ansätze bevorzugen Sie?
Sauter: Wo komplexe Systeme entwickelt werden, müssen natürlich auch für die jeweiligen Domänen spezialisierte Werkzeuge zum Einsatz kommen können. Vor diesem Hintergrund stand bei der Entwicklung unserer PLM-Lösung von Anfang an der Aspekt einer modernen, offenen und Web-basierten Verwaltungsplattform im Vordergrund. Mittlerweile umfasst unser Systems-Engineering-Lösungsportfolio mit der Integrity-Produktfamilie auch die ALM-Plattform von MKS und die Modell-basierte Systems-Engineering-Toolkette der Firma Atego. Damit basiert auch unsere eigene Lösung auf einer föderalen Architektur, wobei wir bei der Integration ebenfalls auf moderne Techniken wie RESTful APIs setzen und uns an den OSLC-Spezifikationen orientieren. Auf diese Weise ermöglichen wir unseren Kunden den Aufbau von so genannten heterogenen Systems-Engineering-Umgebungen, in denen auch die Produkte unserer Partner oder auch Mitbewerber zum Einsatz kommen können.
Unsere Philosophie ist ganz klar, durch bessere Funktionalität unserer Tool-Lösungen unseren Kunden Mehrwerte zu liefern – und nicht durch eine geschlossene Umgebung den Wettbewerb fernzuhalten. Um föderative Ansätze zukünftig noch reibungsfreier in der Praxis zu ermöglichen engagieren wir uns daher in Projekten – etwa dem EU-Projekt Crystal – und Arbeitsgruppen wie Oasis, OMG und Prostep iViP, um die Interoperabilität zu verbessern. co

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